Sie ist der Beweis für hohe Produktivität und Wertschöpfung, zugleich aber auch ein Bekenntnis für den Standort Deutschland: Die neue Schwungradbearbeitungsanlage von M. Busch, die am 22. März 2019 in Bestwig eingeweiht wurde. 4 Mio. Euro sind in die verkettete, vollautomatische Bearbeitungslinie investiert worden, die einbaufertige Schwungräder für Nutzfahrzeuge produziert. Es ist die bislang größte am Standort Bestwig getätigte Einzelinvestition. Die über Roboter verketteten Prozesse umfassen das Bearbeiten, Zahnkranzaufschrumpfen, aber auch das Wuchten, Waschen und eindeutige Kennzeichnen der Bauteile.
Gegossen werden die Komponenten in der rund fünf Kilometer entfernten Gießerei in Meschede-Wehrstapel, wo auch die Hauptprodukte Bremsscheiben und Bremstrommeln für die Nutzfahrzeugindustrie entstehen. Insgesamt produziert M. Busch inklusive Schwungrädern 13 000 fertige Bauteile pro Tag. Nach der Einstellung von 62 neuen Mitarbeitern im vergangenen Jahr arbeiten jetzt 600 Mitarbeiter für das mittelständische Unternehmen, 240 in der Verwaltung und Bearbeitung in Bestwig, 360 in der Gießerei in Wehrstapel. Vorteil des Produktportfolios: Es ist größtenteils auch in den heraufbrechenden Zeiten der Elektromobilität unentbehrlich für die Nutzfahrzeugindustrie. Hinter der aktuellen Investition in Bestwig steht ein Großauftrag des Fahrzeugherstellers Daimler, der die Schwungräder für seine neue Motorengeneration MDEG benötigt.
Hier würden die Stückzahlen gerade hochgefahren, verriet Gerhard Berger, Leiter Lieferantenmanagement bei Daimler, auf der Einweihungsfeier der neuen Anlage in Bestwig. Die Menge der mit M. Busch-Schwungrädern hergestellten Motoren steige in diesem Jahr auf 55 000 an. Das habe auch damit zu tun, dass die Daimler-Tochter Freightliner seit vergangenem Jahr Marktführer bei Lkw in den USA sei und daher die Motorenproduktion für die USA von 6000 auf 12 000 Stück ansteige. Berger betonte zudem, dass sein Unternehmen durchweg gute Erfahrungen mit M. Busch gemacht habe und die eingesetzte hochautomatisierte Anlage schätze.
Bei der Einweihungsfeier in Bestwig hörten die Gäste, bestehend aus Kunden, Vertretern von Politik, Verbänden, Presse, IG Metall und Banken, Reden von M. Busch-Geschäftsführer Andreas Güll, dem Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Gießerei-Industrie (BDG) Max Schumacher sowie Vertretern des Landkreises und der Gemeinde Bestwig. Andreas Güll begründete die Investition in Bestwig mit dem hohen Know-how vor Ort sowie der Heimatliebe für das Sauerland und betonte, dass mit der Entscheidung für den Betrieb der hochmodernen Anlage auch der Anspruch verbunden sei, besser als andere zu sein. Die Investition sei „ein Bekenntnis zu Bestwig und dem Produktionsstandort Deutschland“ und stelle gleichzeitig den neuen Benchmark in Sachen Produktivität, Automatisierung, Flexibilität und Qualität für diese Produktfamilie dar.
Die Produktionssteigerungen und der hohe Grad der Automatisierung der Anlage seien erforderlich, um dem internationalen Kostendruck standzuhalten, bekräftigte er und fügte in Bezug auf die konstant dokumentierten Daten durch die neue, aber auch bestehende Anlagen hinzu, dass Industrie 4.0 bei M. Busch bereits Tagesgeschäft sei. Andreas Güll kündigte zum Abschluss seiner Rede darüber hinaus eine weitere Großinvestition an, die bereits im Frühjahr 2020 präsentiert werden soll. M. Busch werde bis dahin zwei neue Hallen bauen und in zwei weitere Maschinengruppen investieren. Kostenpunkt: 5,5 Mio. Euro. Hierfür werde auch ein neues Lkw-Terminal gebaut.
Max Schumacher vom BDG lobte in seiner Rede den unternehmerischen Mut sowie die strategische Richtung der Investition und betonte, dass M. Busch trotz Mobilitätswende hervorragend aufgestellt sei. Erfreulich sei auch, dass Andreas Güll als Vertreter eines „unersetzlichen Verbandsmitglieds“ im BDG-Vorstand vertreten sei, so Schumacher. Lobende Worte kamen auch von den Vertretern der Politik, die das Bestwiger Unternehmen als „Garanten für Wohlstand“ und als „bodenständiges, verlässliches Unternehmen mit gutem Ruf“ bezeichneten.
Die hohe Investitionstätigkeit der Eisengießer aus dem Sauerland ist nicht neu. Erst vor rund zweieinhalb Jahren ist am M. Busch-Standort in Meschede-Wehrstapel die Gießerei G3plus in Betrieb genommen worden. Daran erinnerte Werksleiter Andreas Nissen in einem Gespräch am Rande der Einweihungsfeier in Bestwig. Die Investitionssumme lag hier sogar bei 40 Mio. Euro, mit denen unter anderem eine neue Mittelfrequenzofenanlage und eine neue Formanlage installiert wurden. Das Gießerei-Team rund um Andreas Nissen arbeitete zur Realisierung der neuen Schwungradbearbeitungsanlage eng mit den Kollegen in Bestwig zusammen. Neben dem aufeinander abgestimmten Zusammenspiel der Prozesse Gießen und Bearbeiten wurde auch an Ressourceneffizienz gedacht: Die an der Anlage anfallenden Metallspäne gehen zurück nach Wehrstapel, wo sie wieder eingeschmolzen werden.