Aktuelles Heft

Die GIESSEREI ist die bedeutendste und auflagenstärkste Gießereifachzeitschrift Europas. Hier finden Sie den Inhalt der aktuellen Ausgabe 11-2024.

BRANCHE | MELDUNGEN

  • Hawle Guss: 100 Jahre in Fürstenwalde
  • TU Berlin: Professur Werkstoff e für die Additive Fertigung
  • Primetals/Dillinger: Dekarbonisierungsprojekt
  • Fraunhofer IGCV: Becoming Bavaria

BRANCHE | VERANSTALTUNGEN

  • ALUMINIUM 2024: Gegenwart, Zukunft und Herausforderung

BRANCHE | REPORTAGEN

  • 40 Jahre Innovation – Von Atari bis Analytics: Die Evolution von RWP, Christian Thieme

FORSCHUNG

  • Keramische Gusskerne – Präzision durch schlickerbasiertes 3-D-Drucken, Patricia Erhard, Wolfram Volk, Daniel Guenther
  • Biokoks – Versuche zum Einsatz im Kaltwindkupolofen, Teil 2 von 2, Ludmila Lomina, Vira Bovda, Jonas Hafner

PROZESS & PRODUKT

  • 3-D-gedruckte Filter: Gezieltes Porendesign für eine hohe Prozess- und Qualitätskontrolle, David Heckman, Ulrich Voigt
  • Sandkerne: Die hybride und digitale Kernmacherei der Zukunft, Rudolf Wintgens
  • 3-D-Druck für große Metallbauteile: Heavy Metal in der industriellen Fertigung, Elisabeth Bauer
  • Automatisierung in der Produktion: Individuelle Roboter-Greifer aus dem 3-D-Drucker, Benedikt Torka
  • Material Performance: Wie man Oberflächenqualität und Produktivität steigert, Nonni Sri Athari, Aldo Randazzo
  • Additiver Oberflächenschutz: LMD-Beschichten von Gusseisen mit Edelstahl, Philipp Reichel
  • Analysemöglichkeiten erweitert: Neueste Plasma- und Funkenspektrometertechnologien im Einsatz, Ralf Stog
  • News

MAGAGEMENT

  • Weiterbildung: Als Führungskraft Learnfl uencer werden? Silas Koch
  • Wettbewerbsfähigkeit erhalten: Energiekosten mit KI senken, Eva Wagenbach

Elektrisierender Fortschritt

© BDG
Martin Vogt, Chefredakteur der GIESSEREI © BDG

Der Oktober bündelte den Status quo unserer Branche wie ein Brennglas. Beginnen wir mit einem wirklich elektrisierenden Moment: Die Eisengießerei Fritz Winter hatte eingeladen und präsentierte den Fortschritt an einer neuen Anlage (siehe auch unser Foto des Monats). In der 24 Meter hohen, nagelneuen Halle, in der Branche schon respektvoll „Kathedrale“ genannt, arbeitet demnächst die größte Elektroofen-Anlage für Eisenguss in Europa. Und der Bürgermeister freute sich beim Festakt darüber, dass demnächst weniger Lastwagen durch Stadtallendorf rollen – weil der Koks nicht mehr per Laster kommt, sondern durch die Leitung fließt und Strom heißt. Auf einen Schlag spart die Gießerei 25 Prozent am CO2-Ausstoß ein. „Dieser Tag ist ein Meilenstein auf unserem Weg zur CO2-neutralen Gießerei“, sagte Geschäftsführer Ralf von Hörsten.

Die Investition in diese klimaneutrale Zukunft erfolgt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, denn insbesondere die Automotive-Gießer spüren die Konjunkturflaute im Fahrzeugbau.

Das lenkt den Blick auf das grundsätzliche Setup, in dem sich Wirtschaft und Branche befinden. Und da markiert dieser Oktober 2024 eine gewisse Wende. Zumindest in der wahrnehmbaren Ausrichtung der Politik. Alle Parteien arbeiten an Programmen zur Bundestagswahl, faktisch ist der Wahlkampf also jetzt, ein knappes Jahr vor dem regulären Termin der Bundestagswahl, eröffnet. Diese Frühphase bringt nicht nur erste programmatische Positionen hervor, sondern auch einen gewissen Aktionismus: So überraschte Bundeskanzler Olaf Scholz Mitte Oktober mit der kurzfristigen Ansetzung eines Industriegipfels – zu dessen Nicht-Einladung sich die geschätzten 95 Prozent der Wirtschaft, die nicht Großindustrie sind, zu Recht empörte. Auch wir Gießer gehörten natürlich zu den Nicht-Eingeladenen.

Für den Tag des Scholz-Gipfels lud FDP-Chef und Wirtschaftsminister Christian Lindner schließlich zu einem eigenen, weiteren Gipfel ein – und kam außerdem mit einem Interview in der Wirtschaftswoche, in dem er zwei erwartbare und einen sehr bemerkenswerten Gedanken äußerte: Lindner benannte den „Rosa Elefanten“ im Raum, den jeder sieht, aber nicht darüber spricht: Er stellte den Zeitpunkt für Deutschlands Klimaneutralität infrage: 2050 statt 2045 wäre doch auch ganz okay. Erwartbar: Bürgergeld. Und Lindners Widerwillen, ja fast schon Ekel vor dem, was er bei den Grünen als planwirtschaftliches Verständnis diagnostiziert.

Damit sind wir bei den Grünen. In jener Aktionismus-Woche zog Robert Habeck, Lindners Antagonist in der Ampel, ein neues, 14-seitiges Strategiepapier mit einem „Staatsfonds“ als zentrale Idee aus dem Sakko. Immerhin verfestigt sich beim Realo-Flügel der Grünen die Erkenntnis, dass die Zukunft der Industrie in der sich verdüsternden Weltwirtschaft nicht mehr rosig ist und etwas passieren muss. „Es braucht eine aktive Industriepolitik. Im globalen Wettbewerb haben wir nur dann eine Chance, wenn die Politik finanziell unterstützt“, sagte Angela Dorn, Vizepräsidentin des hessischen Landtages, am Rande des Elektroofen-Termins vor dem Hintergrund des Fritz-Winter-Investments.

Der Wahlkampf jedenfalls ist eröffnet – und wie es aussieht werden die Fragen nach wirtschaftlicher Zukunft, Industrie und Standort dabei eine gehörige Rolle einnehmen. Gut so.