Die Analyse von Schäden und Unfällen im Umgang mit feuerflüssigen Transportsystemen hat aufgezeigt, dass gerade Fehlbedienungen, baulichen Veränderungen oder mangelnde Wartungen und Prüfungen hauptursächlich dafür sind. Eine Erkenntnis der Aufarbeitung war, dass das Führen von Nachweisdokumenten durch den Betreiber einen wesentlich höheren Stellenwert erhalten muss. Darüber wird eine Transparenz geschaffen, die den Betreiber und Hersteller zeitnah in die Lage versetzt, Fehlprozesse zu erkennen und entsprechend gegenzusteuern.
Die technische Dokumentation einer Gieß-, Transport- und Behandlungspfanne umfasst, gemäß der aktuellen Gesetzeslage, ein Pfannenbuch, das Prüfprotokoll, eine Übersichtszeichnung, sowie die Betriebsanleitung inkl. Konformitätserklärung. Trotz dieses hohen Dokumentationsumfanges werden Arbeitsmittel häufig sachwidrig eingesetzt. Ein weiterer Mangel ist das Nicht- oder unregelmäßige Ausführen der jährlichen Prüfung gemäß DIN EN 1247 und der DGUV Regel 209-018. Seltener, dafür aber umso gravierender, sind bauliche Veränderungen, die für ein Erlöschen der herstellerseitigen CE-Konformität sorgen und somit gegen die Anforderungen der Maschinenrichtlinie verstoßen.
Die Berufsgenossenschaft hat darauf in Form der neuen DGUV Regel 109-608 reagiert. Eine Kernaussage dieser Regel ist, dass durch das Aufzeichnen des Lebenszyklus einer Gießpfanne präventiv agiert werden kann und der bestimmungsgemäße Umgang mit dem Arbeitsmittel in den Focus gestellt wird. Durch das Führen eines Betriebs- und Servicebuchs wird der Betreiber in die Lage versetzt, alle signifikanten Parameter zentral zu hinterlegen und somit einen kompletten Lebenslauf des Arbeitsmittels – für alle einsehbar – zu erzeugen. Als übergeordnetes Dokument werden darin Hauptdaten aus dem Prüfprotokoll, dem Pfannenbuch, sowie Teilen der Betriebsanleitung vereinigt.
Darüber hinaus werden vom Betreiber wesentliche Informationen über den Lebenslauf der Gießpfanne schriftlich festgehalten. Hierzu können zum Beispiel durch Verweise auf ein entsprechendes Protokoll Daten wie,
- Ergebnisse von Prüfungen,
- Wartungen oder Instandsetzungen,
- baulichen und prozessbedingten Veränderungen,
- Neuzustellungen der Feuerfestauskleidung oder
- besonderen Vorkommnisse
im Umgang mit der Gießpfanne, mit Datum und Unterschrift des Verantwortlichen, festgehalten werden.
Der Aufbau des Betriebs- und Servicebuch umfasst folgende Punkte:
- Sicherheitshinweise
- Gesetzliche Grundlagen
- Produktinformationen
- Durchführung von Prüfungen
- Erneuerung der Feuerfestauskleidung
- Umbauten oder Modifizierungen
- Probleme und Auffälligkeiten
Dieses Dokument wird bei der Auslieferung einer neuen Pfanne durch den Hersteller erzeugt und dem Betreiber ausgehändigt. Die Berufsgenossenschaft weist darauf hin, dass auch alle bestehenden Pfannen nachträglich ein Betriebs- und Servicebuch erhalten müssen.
Der Vorteil für den Betreiber ist, dass man alle relevanten Daten für einen sicheren Umgang mit dem Arbeitsmittel in einem Dokument einsehen kann. Der Betreiber wird in die Lage versetzt, dem Bediener am Arbeitsplatz in kurzer und präziser Form den bestimmungsgemäßen Umgang mit dem Arbeitsmittel aufzuzeigen.
Diese Art der Datenerfassung in Form eines Betriebs- und Servicebuches hat folgenden Mehrwert für den Betreiber,
- Anzeigen aller Hauptdaten der Pfanne in einem Dokument.
- Nachverfolgbarkeit über die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften.
- Bestimmungsgemäßer Einsatz des Betriebsmittels in der Produktion.
- Bedarfsermittlung von Betriebskosten für Feuerfest, Wartung oder Instandsetzung.
- Aufzeigen von Tätigkeiten durch externe Dienstleister.
- Nachverfolgbarkeit über Umbauten oder Modifizierungen.
- Analysieren und Minimierung von wiederkehrenden Schäden.
- Senken von Unfallrisiken.
Das Betriebs- und Servicebuch ersetzt nicht die bestehenden technischen Dokumentationen. Diese müssen weitergeführt und aktualisiert werden, da sie alle detaillierten Informationen über das Arbeitsmittel enthalten. Zusätzliche Informationen wie zum Beispiel wesentliche bauliche Änderungen, Erneuerungen der Feuerfestauskleidung oder ein Weiterverkauf der Pfanne werden jetzt erfasst und dokumentiert. Damit geben sie dem Betreiber und Hersteller die Möglichkeit, das Arbeitsmittel hinsichtlich seines Lebenslaufs umfassend zu bewerten und mögliche Gefahren und Risiken rechtzeitig zu erfassen.
Redaktion „Betriebs- und Servicebuch“: Martin Voigt / Oliver von Colson
Bezug über: Foundry Service GmbH, www.foundry-service.de