News
© Adobe Stock
22.11.2023

Netto-Null: CO2-Berichterstattung von Unternehmen verbessern

Zahlreiche Unternehmen haben sich in den vergangenen Jahren verpflichtet, ihre CO2-Emissionen bis zum Jahr 2050 auf Netto-Null zu senken. Netto-Null bedeutet für die Unternehmen, dass alle vermeidbaren Emissionen reduziert werden und nicht vermeidbare Restemissionen aus der Atmosphäre entnommen werden müssen. Allerdings gibt es für diese Zusagen zu einer Netto-Null derzeit keine einheitliche Mess- und Berichtsstruktur.

Daher ist unklar, wie umfangreich die Unternehmen ihrer Selbstverpflichtung zur Verringerung der CO2-Emission nachkommen wollen – oder ob sie nicht lediglich sogenanntes Greenwashing betreiben. Ein Team von Wissenschaftlern des ZEW Mannheim und der Stanford University, USA, hat einen neuen Standard für eine zeitkonsistente Unternehmensberichterstattung der CO2-Emissionen (Time-Consistent Corporate Carbon Reporting, TCCR) entwickelt.

„Unternehmen, die den TCCR-Standard einführen, erlangen mehr Transparenz und Glaubwürdigkeit bei der Offenlegung ihrer CO2-Bilanz“, sagt Studienautor Prof. Stefan Reichelstein, PhD, ZEW Research Associate und Professor an der Universität Mannheim.

 

Anfängliche Prognose wird regelmäßig überprüft und angepasst

Der TCCR-Standard kombiniert mehrere Elemente zu einem regelmäßigen Soll-Ist-Vergleich. Zunächst entscheiden sich die Unternehmen für eine von verschiedenen Kennzahlen, anhand derer die CO2-Emissionen gemessen werden. Sie verpflichten sich zu einer jährlichen Berichterstattung über ihre Emissionen. Anfangs geben sie eine erste Prognose des künftigen Emissionsverlaufs bis zum Jahr 2050 ab. Diese Prognose wird in den folgenden Jahren regelmäßig abgeglichen mit den tatsächlich erreichten Verringerungen der CO2-Emissionen, und sie wird für die verbleibenden Jahre bis 2050 entsprechend angepasst.

Die Angaben der Unternehmen sollten eindeutig, im Zeitverlauf konsistent und innerhalb eines Sektors bzw. einer Branche vergleichbar sein sowie zeitnah erfolgen. Damit befolgt der TCCR-Standard die allgemeinen Grundsätze für eine wirksame Offenlegung der CO2-Emissionen, wie sie die Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) empfiehlt. Des Weiteren macht er die CO2-Berichterstattung von Unternehmen für politische Entscheidungsträger und die breite Öffentlichkeit glaubwürdiger und transparenter. „Der TCCR-Standard soll nicht als verpflichtender Teil der Unternehmensberichterstattung eingeführt werden. Jedoch können sich die Unternehmen, die es mit der sogenannten Netto-Null wirklich ernst meinen, absetzen von denen, die dies als bloßes Modewort nutzen“, so Reichelstein.

 

Anwendung auf verschiedene Emissionskennzahlen

Ein weiterer Vorteil des TCCR-Standards: Er lässt sich auf unterschiedliche Kennzahlen für die CO2-Emissionen anwenden. Hierzu zählen einerseits die direkten Emissionen eines Unternehmens, die bei der Produktion entstehen. Andererseits umfassen sie auch die indirekten CO2-Emissionen, die sich auf die gesamte vorgelagerte Lieferkette eines Unternehmens beziehen, sowie alle Emissionen, die mit dem Verbrauch der nachgelagerten Produkte des Unternehmens verbunden sind. Die Studie, als ZEW Discussion Paper Nr. 23-026 erschienen, wurde in der renommierten Fachzeitschrift One Earth veröffentlicht.

Schlagworte

LieferketteMesseProduktion

Verwandte Artikel

(v.l.n.r.) Thomas Meißner, Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH, Prof. Dr. h. c. Dr.-Ing. Eckart Uhlmann, Fraunhofer IPK und Dirk Schulze, IG Metall Berlin-Branden­burg-Sachsen bei der feierlichen Eröffnung des neuen Reallabors
06.12.2024

Neues Reallabor für die Transformation der Fahrzeug- und Zulieferindustrie

Im Rahmen des 4. Netzwerkforums ReTraNetz-BB wurde am Produktionstechnischen Zentrum (PTZ) Berlin ein neues Reallabor eröffnet

Eisen Fertigung Forschung Konstruktion Organisation Produktion
Mehr erfahren
02.12.2024

Dr. Peter Hofer-Hauser - Neuer Professor am Lehrstuhl für Gießereikunde

Mit seiner langjährigen Erfahrung in Wissenschaft und Industrie widmet er sich dort insbesondere der Weiterentwicklung von Dauerformverfahren, wobei numerische Simulation...

Casting Druckguss Formverfahren Forschung Gießerei Guss Metallurgie Produktion Simulation
Mehr erfahren
22.11.2024

gh AUER GUSS setzt auf IPG für Magnesium-Komponenten

Nach der Lieferung einer Hochdruck-Druckgussmaschine (HPDC) installiert ItalPresseGauss (IPG) nun eine komplette HPDC-Zelle.

Aluminium Automatisierung Druckguss Guss Magnesium Produktion
Mehr erfahren
Sascha F. Wenzler und Christoph Stüker auf dem Gelände der Messe Frankfurt.
21.11.2024

Formnext wird ab November 2024 von einem Führungsduo geleitet

Ab dem 1. November 2024 stehen zwei Manager an der Spitze der Marke Formnext.

Additive Fertigung Fertigung Messe Produktion
Mehr erfahren
19.11.2024

Entwicklung der Produktion im Produzierenden Gewerbe – Berichtsmonat September 2024

Die Produktion schließt das dritte Quartal mit einem schwachen Ausklang ab.

Maschinenbau Produktion Sicherheit
Mehr erfahren