Die Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK) ist in mittelständischen Unternehmen noch wenig verbreitet. Eine bessere Zugänglichkeit für neue Anwendungen in der Robotik soll helfen, den Herausforderungen beim Einsatz von kollaborativen Robotern zu begegnen. Hier setzt das Fraunhofer-Institut für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik IGCV in Kooperation mit dem VDMA im Projekt »Mittelstand 4.0« an: Ein im Februar 2022 erschienener gemeinsamer Leitfaden bietet künftigen Anwenderinnen und Anwendern einen praxisnahen, transparenten Einblick in die erfolgreiche MRK-Integration.
Die Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK) hat in den vergangenen Jahren immense Fortschritte gemacht. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Normenlage ist definiert, es existieren zahlreiche Komponenten, um MRK-Anlagen umzusetzen und die Potenziale der Technologie sind weitreichend bekannt. Unternehmen, die ihre Fertigungsabläufe bereits automatisiert haben, profitieren von verbesserter Produktivität und Qualität ebenso wie Erstanwendende. Und doch: bislang sind MRK-Anwendungen – insbesondere in mittelständischen Unternehmen – noch nicht weit verbreitet. Der kostenfreie »Leitfaden für den ortsflexiblen Einsatz von kollaborativen Robotern« des Fraunhofer IGCV und dem VDMA soll dies ändern: Auf 40 Seiten werden die wichtigsten Schritte von der Eignungsprüfung bis zur Umsetzung einer MRK-Anwendung erläutert, zusätzliche Hilfsdokumente wie Vorlagen und Checklisten sind im Leitfaden verlinkt und online verfügbar.
Praxis und Theorie der MRK-Integration
Die Autorinnen und Autoren legten großen Wert darauf, dass trotz theoretischer Inhalte alle Fragestellungen praxisnah beantwortet werden und Informationen anwenderfreundlich aufbereitet sind. »In den Leitfaden fließt der Erfahrungsschatz und die Expertise von über 25 Unternehmen und Einrichtungen ein, die sich im Expertennetzwerk ‚Robotik für den Mittelstand‘ engagieren«, so Christian Härdtlein, Autor und Gruppenleiter Engineering Adaptiver Produktionsmodule am Fraunhofer IGCV. »Damit haben auch Unternehmen, die noch wenig oder keine Erfahrung mit MRK haben, einen übersichtlichen und leicht verständlichen Ablaufplan zur Hand.«
Der Leitfaden gliedert sich in acht Teile:
- Einführung: Grundlagenwissen zur Mensch-Roboter-Kollaboration.
- Use Case: Als Einstieg in die Thematik wird eine exemplarische MRK-Applikation vorgestellt: »Pick & Place«. Es sollen Dosen aus einer geordneten Position (Tray) in einer Gitterbox entnommen und auf einem Förderband abgelegt werden.
- Eignungsprüfung: Worauf sollte geachtet werden und wie wird eine MRK-Lösung wirtschaftlich eingebunden?
- Risikobewertung: Welche Grundlagen, Methoden und Tools werden benötigt, um Risiken identifizieren und bewerten zu können?
- Risikominderung: Wie wird mit möglichen Gefährdungen umgegangen und wie lassen sich Komponenten sicher gestalten?
- Ortsflexibilität: Wie lässt sich der ortsflexible Einsatz von kollaborativen Robotern effizient implementieren und mit bestehenden Normen vereinen?
- Schulung und Weiterbildung: Wie kann – mit Blick auf die ganzheitliche MRK-Integration – auf den Erfolgsfaktor »Mensch« eingegangen werden?
- Unterstützung und Begleitung: Bund und Länder fördern und begleiten bereits aktiv die hiesige Wirtschaft mit umfassenden Unterstützungsangeboten – welche regionalen Angebote, Initiativen, Förderstrukturen und Maßnahmen existieren bereits?
Der Leitfaden kann im Repositorium der Fraunhofer-Gesellschaft kostenfrei heruntergeladen werden: https://doi.org/10.24406/igcv-n-635224
Die in der Publikation verlinkten Zusatzdokumente sind im Forschungsdatenrepositorium »Fordatis« dauerhaft nachgewiesen unter: http://dx.doi.org/10.24406/fordatis/172.2
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FertigungForschungProduktionRobotik