Vor dem Hintergrund der Importabhängigkeit Deutschlands bei zahlreichen Rohstoffen ist das Ziel der DERA, die Wirtschaft und die Politik über rohstoffwirtschaftliche Entwicklungen bei mineralischen Rohstoffen zu informieren und zu beraten. Damit leistet die Rohstoffagentur einen Beitrag zu einer nachhaltigen Sicherung der Rohstoffversorgung der Bundesrepublik Deutschland.
Auszug aus dem Artikel: Beratung zu Entwicklungen bei Rohstoffen aus der GIESSEREI 02-2022.
Seit der Gründung der DERA in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) im Jahr 2010 hat das Thema „Rohstoffversorgung“ immer mehr an Bedeutung gewonnen. Die Einschränkungen in der Rohstoffproduktion und den Lieferketten aufgrund der Covid-19-Pandemie zeigen aktuell, vor welche Schwierigkeiten eine Rohstoffknappheit die produzierenden Unternehmen in Deutschland stellt. Insbesondere für die kleinen und mittleren Unternehmen ist es von großer Bedeutung, unabhängige und verlässliche Informationen zur Hand zu haben.
Mit ihren Studien und Pilotprojekten zeigt die DERA Preis- und Lieferrisiken sowie neue Rohstoffpotenziale bei mineralischen Rohstoffen auf. Durch nationale und internationale Kooperationen auf staatlicher und wirtschaftlicher Ebene baut sie Netzwerke auf, insbesondere mit rohstoffreichen Ländern. Ihre Publikationen stellt die DERA kostenlos zur Verfügung und führt in regelmäßigen Abständen Industrieworkshops zu einzelnen Rohstoffen durch.
Monitoring der Rohstoffmärkte im Auftrag der Bundesregierung
Um kritische Entwicklungen auf den Rohstoffmärkten frühzeitig zu erkennen, wurde die DERA von der Bundesregierung beauftragt, ein leistungsfähiges Monitoringsystem zu entwickeln und zu implementieren. Das Ziel des DERA-Rohstoffmonitorings besteht darin, Wirtschaft und Politik regelmäßig Informationen über aktuelle Trends auf den Märkten der mineralischen Rohstoffe und Zwischenprodukte der ersten Wertschöpfungsstufen sowie der Sekundärrohstoffe bereitzustellen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Identifikation potenzieller Preis- und Lieferrisiken, um aus dieser Analyse heraus Ausweichstrategien zu entwickeln.
Im Rahmen eines ersten Screenings werden Informationen zu drei wesentlichen Parametern der Rohstoffmärkte – Angebot, Nachfrage und Rohstoffpreise – analysiert und veröffentlicht. Aufgrund der daraus gewonnenen Erkenntnisse können Rohstoffe identifiziert werden, die eine erhöhte Kritikalität in Hinblick auf mögliche Preis- und Lieferrisiken aufweisen. Auch Rohstoffe, die zukünftig deutlich stärker nachgefragt werden könnten, betrachten die Rohstoffexpertinnen und -experten der DERA genau. Für diese potenziell kritischen Rohstoffe werden einzelne Detailanalysen angefertigt, in denen die Marktanalysen vertieft und Erkenntnisse zu den spezifischen Chancen und Risiken generiert werden.
Megatrends wie Dekarbonisierung und Digitalisierung treiben die Rohstoffnachfrage an
Rohstoffmärkte sind nachfragegetrieben: Globale Konjunktur, Megatrends und neue Technologien wirken sich stark auf die Rohstoffnachfrage aus. Viele Technologien des Hightech-Bereichs setzen sogenannte Neben- und Sondermetalle ein und können bei entsprechender Marktdurchdringung diese relativ kleinen Rohstoffmärkte empfindlich stören oder regelrecht durcheinanderbringen, was wiederum zu Rohstofflieferengpässen und damit verbundenen Preis-Peaks führen kann. Solche Sondersituationen können aufgrund von Innovationssprüngen bei der Technologieentwicklung künftig häufiger auftreten.
Um festzustellen, ob und gegebenenfalls bei welchen Rohstoffen mögliche Nachfrageimpulse aufgrund zukünftiger Technologieentwicklungen zu erwarten sind, werden im Rahmen der DERA-Auftragsstudie „Rohstoffe für Zukunftstechnologien“ alle fünf Jahre die Rohstoffbedarfe für Schlüssel- und Zukunftstechnologien in einem zeitlichen Horizont von circa 20 Jahren analysiert. Die neueste Aktualisierung – die Studie „Rohstoffe für Zukunftstechnologien 2021“ – ermittelt den Rohstoffbedarf für 33 Zukunftstechnologien für das Jahr 2040. Treiber für die ausgewählten Technologien sind Megatrends wie Dekarbonisierung und Digitalisierung.
Um die zukünftige Entwicklung der verschiedenen Technologien bis 2040 möglichst konsistent abbilden zu können, wurden die drei Rahmenszenarien „Nachhaltigkeit“, „Mittelweg“ und „Fossiler Pfad“ herangezogen. Diese Szenarien bilden unterschiedliche globale sozioökonomische Entwicklungen für das 21. Jahrhundert ab. Je nach Entwicklungspfad unterscheiden sich die erwarteten Rohstoffbedarfe für die untersuchten Technologien im Jahr 2040 zum Teil deutlich.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der zusätzliche Rohstoffbedarf allein für die betrachteten Zukunftstechnologien im Jahr 2040 bei insgesamt elf Metallen deutlich über dem heutigen Produktionsstand liegen könnte. Das betrifft beispielsweise die Nachfrage für Lithium, die aufgrund des wachsenden Bedarfs nach Batterien für die Elektromobilität die heutige Produktion um das 5,9-fache übertreffen könnte. Bei Scandium, das für den Einsatz in den Wasserstofftechnologien benötigt wird, könnte der Bedarf sogar um das 7,9-fache über der aktuellen Produktion liegen. Auch Platin und Ruthenium, wichtig für die Produktion von Festplatten, zählen im Zeitalter der zunehmenden Digitalisierung zu den Metallen, die künftig stärker nachgefragt werden. Bei Rohstoffen, die in wenigen Ländern produziert werden und deshalb eine hohe Angebotskonzentration im Markt aufweisen, würde dies zu neuen Herausforderungen bei der Rohstoffversorgung führen...
Viktoriya Tremareva, Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)
Lesen Sie den kompletten Artikel in der GIESSEREI 02/2022 auf Seite 69ff und erfahren Sie mehr über:
- Hohe Angebotskonzentration bei Rohstoffen birgt Versorgungsrisiken
- Preisentwicklungen im Blick
- Detailanalysen liefern fundierte Marktinformationen
- Rohstoffpotenzialanalysen und -partnerschaften zur Bezugsquellendiversifizierung
- Sekundärrohstoffe im Aufwind
- Der Deutsche Rohstoffeffizienz-Preis geht in eine neue Runde
Schlagworte
DigitalisierungEisenLieferketteNachhaltigkeitProduktion