Die Digitalisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) revolutionieren die industrielle Produktion weltweit. Albert Miller, Global Head of Digital Solutions bei ABP Induction, spricht über die Chancen und Herausforderungen dieses Wandels.
Im Interview zeigt er auf, wie ABP durch smarte Lösungen Produktionsprozesse optimiert, Fachwissen zugänglich macht und den Weg für eine effizientere und nachhaltigere Zukunft ebnet.
Frage: Die Digitalisierung und der Einsatz von KI sind zentrale Themen bei ABP Induction. Welche Rolle spielen diese Technologien in Ihrer Strategie?
Albert Miller: Digitalisierung und KI sind bei ABP keine bloßen Schlagworte, sondern zentrale Bestandteile unserer Innovationsstrategie. Wir fokussieren uns darauf, aktuelle Herausforderungen wie den Fachkräftemangel, den demografischen Wandel und die Dekarbonisierung mit digitalen Technologien zu adressieren. Ein Schlüsselziel ist es, die Qualität und Effizienz der Gießereiprozesse zu steigern, während wir gleichzeitig die Komplexität für Anwender reduzieren.
Frage: Können Sie ein konkretes Beispiel nennen, wie KI in der Praxis zum Einsatz kommt?
Albert Miller: Ein gutes Beispiel ist der Einsatz selbstlernender Algorithmen in unseren Kühlwassersystemen. Statt rein reaktiv zu handeln, können wir nun Trends mit selbstlernenden Algorithmen analysieren und proaktiv handeln. Zusätzlich sehen wir Potenzial bei der Überwachung von Schmelzprozessen, um die ideale Energiezufuhr zu gewährleisten und Ausschuss zu minimieren. Ebenso kann KI in der Qualitätssicherung helfen, indem sie Muster in Produktionsdaten erkennt, die auf potenzielle Fehler hinweisen. Diese vielseitigen Anwendungen zeigen, wie wir unsere Lösungen kontinuierlich verbessern, um die Effizienz und Zuverlässigkeit für unsere Kunden zu steigern. Wenn etwa ein Problem im Kühlwasser erkannt wird, kann die Wartung geplant werden, bevor ein Produktionsausfall eintritt. So sichern wir den reibungslosen Betrieb unserer Kunden.
Frage: Wie schaffen Sie es, die Akzeptanz solcher Technologien bei den Nutzern zu erhöhen?
Albert Miller: Akzeptanz ist entscheidend. Es ist wichtig, dass Mitarbeitende sowohl bei uns intern als auch in der Anwendung bei Kunden den Mehrwert der Technologien erkennen. Wir betrachten Digitalisierung nicht als Überwachungswerkzeug, sondern als Assistenzsystem, das die Arbeit erleichtert. Durch gezielte Schulungen und die Einbindung der Mitarbeitenden in den Entwicklungsprozess schaffen wir Vertrauen.
Frage: Welche Rolle spielt KI für die internen Prozesse bei ABP?
Albert Miller: KI spielt eine wichtige Rolle für unsere internen Prozesse. Unsere Service-Ingenieure und Techniker verfügen über unterschiedlichste Kompetenzen, sind aber oft in Projekten eingebunden und daher nicht immer direkt verfügbar. Hier lässt sich KI einsetzen, um deren Wissen zu erfassen, zu organisieren und für alle zugänglich zu machen. Unser Ticketing-System, das wir dieses Jahr überarbeitet haben, ermöglicht es, Erfahrungen und Lösungen zu dokumentieren und dank KI schnell abrufbar zu machen. Es wird nicht nur bei ABP, sondern auch innerhalb des Konzerns z.B. bei Primetals erfolgreich eingesetzt. Darüber hinaus stehen wir vor der Herausforderung, unser umfangreiches Dokumentationsmaterial, das von handschriftlichen Notizen bis zu modernen ERP- und CRM-Systemen reicht, aufzubereiten. Mit KI analysieren wir diese Daten, um Modelle zu trainieren, die unseren Mitarbeitenden und Kunden helfen. Ziel ist es, Einarbeitungszeiten zu verkürzen und einen schnelleren Zugang zu relevanten Informationen zu ermöglichen. Ein weiterer Schritt war die Einführung eines KI-Assistenten, der die Erledigung spezifischer Aufgaben erleichtert. Die Implementierung war nicht einfach, da wir unser Know-how schützen und gleichzeitig die Datenschutz-Grundverordnung einhalten mussten. Doch wir haben diese Herausforderungen gemeistert und bieten nun allen Mitarbeitenden einen sicheren und produktiven Zugang zu dieser Technologie. Perspektivisch planen wir, KI-Lösungen weiterzuentwickeln, die direkt mit unseren Mitarbeitenden interagieren und durch Nutzerdaten kontinuierlich optimiert werden.
Frage: Digitalisierung und Nachhaltigkeit werden oft zusammen gedacht. Wie setzt ABP diesen Ansatz um?
Albert Miller: Nachhaltigkeit und Digitalisierung gehen Hand in Hand. Unsere Technologien helfen, Energieverluste zu minimieren, indem sie den Energieverbrauch in Echtzeit analysieren und unnötige Verluste vermeiden. Beispielsweise können Produktionsschritte so abgestimmt werden, dass nur dann Energie verbraucht wird, wenn alle Folgeprozesse bereit sind. Zudem setzen wir auf smarte Steuerungssysteme, die nicht nur den Verbrauch optimieren, sondern auch CO2-Emissionen reduzieren. Langfristig streben wir an, die Ressourceneffizienz in der gesamten Wertschöpfungskette zu steigern. Zum Beispiel analysieren unsere Systeme, wann der optimale Zeitpunkt für den nächsten Produktionsschritt ist, um Energie zu sparen und gleichzeitig die Effizienz zu erhöhen.
Frage: Sie haben auch die kulturellen Herausforderungen der Digitalisierung angesprochen. Was meinen Sie damit?
Albert Miller: Digitalisierung ist nicht nur eine technische, sondern auch eine kulturelle Transformation. Besonders in einer eher konservativen Branche wie der Gießereiindustrie gibt es Vorbehalte. Unternehmen können diese Kulturveränderung aktiv fördern, indem sie Schulungsprogramme anbieten, in denen Mitarbeitende die neuen Technologien praxisnah kennenlernen und verstehen. Auch Pilotprojekte können helfen, erste Erfolge sichtbar zu machen und das Vertrauen in digitale Lösungen zu stärken. Zudem ist es wichtig, eine offene Kommunikation zu fördern, in der Fragen und Bedenken ernst genommen werden. Durch die Einbindung von Mitarbeitenden in die Entwicklungsprozesse neuer Technologien fühlen sie sich als Teil des Wandels und nicht als Betroffene. Wir arbeiten daran, diese Ängste abzubauen, indem wir einfache, nutzerfreundliche Lösungen anbieten und eine offene Diskussion fördern. Es ist wichtig, dass Unternehmen aktiv einen sicheren Rahmen schaffen, in dem Mitarbeitende neue Technologien ausprobieren können.
Frage: Wie sehen Sie die Zukunft der Digitalisierung und KI in der Industrie?
Albert Miller: Die Entwicklung ist hochdynamisch, und wir müssen uns kontinuierlich anpassen. Ich glaube, dass wir erst am Anfang dieser Transformation stehen. Bei ABP bewältigen wir diese Dynamik durch einen iterativen Ansatz: Wir starten mit Pilotprojekten, evaluieren sie kontinuierlich und skalieren bewährte Ansätze. So haben wir etwa KI-gestützte Assistenzsysteme in ausgewählten Bereichen eingeführt, um erste Erfahrungen zu sammeln und Feedback aus der Praxis direkt in die Weiterentwicklung einfließen zu lassen. Auch setzen wir auf eine enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden, um spezifische Bedürfnisse zu adressieren und gemeinsam innovative Lösungen zu entwickeln. Wichtig ist, dass wir uns nicht abschotten, sondern kritisch und fundiert mit neuen Technologien umgehen. Nur so können wir ihren vollen Nutzen erschließen und unseren Kunden und uns langfristig Wettbewerbsvorteile sichern.
ABP Induction Systems GmbH
Kanalstr. 25
44147 Dortmund
www.abpinduction.com
(Hinweis: Alle Fotos von ABP Induction Systems GmbH)
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