Wie sieht die Nachwuchswerbung in Ihrer Gießerei aus? Welche Erfahrungen haben Sie mit Nachwuchswerbung auf Messen gemacht und wie viele Bewerbungen sind danach tatsächlich bei Ihnen eingegangen? Lohnt sich der finanzielle und personelle Aufwand überhaupt?
VON LAURA WÖLLER
Die Gießerei-Industrie braucht dringend Auszubildende, aber vielen Betrieben fällt es immer schwerer, freie Plätze zu besetzen. Beim 2. Zukunftstag der Gießerei-Industrie haben wir mit Experten und Expertinnen aus Wissenschaft, Politik und Praxis über das Thema gesprochen. Außerdem hat der BDG unter dem Hashtag #GiessDirDeineZukunft auf Social Media und auf der eigenen Website eine digitale Kampagne gestartet, um die Gießerei-Industrie als attraktive Ausbildungsumgebung bei Jugendlichen und deren Eltern sichtbar zu machen.
Immer nur am Computer?
Am Ende findet eine Ausbildung in unserer Branche aber nicht zu Hause vor dem eigenen Rechner oder auf dem Smartphone statt, sondern in einer richtigen Gießerei. Das ist auch gut so und hat für viele junge Menschen einen besonderen Reiz. Nicht jeder möchte den ganzen Tag allein am Schreibtisch arbeiten. Auch wenn es oft anders scheint, hat auch die junge Generation das Bedürfnis, etwas nicht nur virtuell zu erschaffen, sondern an der Produktion eines realen Bauteils beteiligt zu sein. Genau hier liegen bei aller Digitalisierung die Besonderheiten der produzierenden Industrie und die Chancen für die Nachwuchswerbung. Abseits aller Trends besteht eine Generation immer aus Individuen, die sich in Charakter, Fähigkeiten und Wünschen unterscheiden. Junge Menschen, die Spaß an Technik, handwerklicher Arbeit und der Produktion realer Produkte haben, sollten unsere zentrale Zielgruppe sein.
Was also bringt Nachwuchswerbung auf Messen? Ein ansprechender Web-Auftritt mit begleitenden Social Media-Posts eignet sich sehr gut, um unsere Branche bei den jungen Menschen überhaupt sichtbar zu machen und ein sogenanntes Grundrauschen in den Medien zu erzeugen, die sie täglich konsumieren. Die Bekanntheit einer Branche und auch eines Unternehmens ist, wie wir beim Zukunftstag gelernt haben, die erste Voraussetzung bei der Entscheidung für oder gegen einen Ausbildungsplatz. Aber die Möglichkeiten, Jugendliche mit digitalen Kampagnen für die Gießerei-Industrie zu gewinnen, haben ihre Grenzen. Ausgehend von den digitalen Medien muss die Nachwuchswerbung zwingend auch offline weitergetrieben werden. Dazu gehören Maßnahmen wie Einladungen von Schulklassen in den eigenen Betrieb oder eben auf Messen. Die Begeisterung für einen handwerklichen Ausbildungsberuf lässt sich über das eigene Erleben am besten wecken. Und genau darin liegt das „Geheimnis“ eines erfolgreichen Messeauftritts zur Nachwuchswerbung.
Digitalisierte Haptik
Der BDG hat hier bereits bei der letzten GIFA/NEWCAST 2019 und auf der Ideen-Expo in Hannover gute Erfahrungen mit der Schüler-Schaugießerei gemacht. Während die jungen Menschen selbst Sandformen erstellen und anschließend abgießen lassen konnten, erhielten sie nicht nur ein eigenes Gussstück als Erinnerung an die eigene Leistung. Sie kamen auch mit Gießerei-Auszubildenden ins Gespräch, die die Prozesse erklärten und von ihrer eigenen Ausbildung berichteten. Diese Nachwuchswerbung bleibt haften – ein Grund, weswegen der BDG auch auf der diesjährigen GIFA/NEWCAST mit freundlicher Unterstützung der Eisengießerei Fritz Winter und der Holzfachschule Bad Wildungen wieder die bewährte Schaugießerei anbietet.
Außerdem planen wir, interessierten Schülergruppen weitere Prozesse der Gießerei in interaktiven Stationen zugänglich zu machen, darunter eine Station zum Thema Konstruktion und Simulation in Zusammenarbeit mit der Firma MAGMA. Die Stationen präsentieren die Gießerei über die Vielfalt von Beschäftigungsmöglichkeiten als modernen Arbeitsplatz. Der BDG möchte mit diesem Konzept vermitteln, dass alle Positionen in einer Gießerei wichtig sind und einen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg der Produktion haben. Dies ist auch die Kernbotschaft des Computerspiels, das der Verband aktuell für den Einsatz zur Nachwuchswerbung entwickeln lässt. Hier arbeiten jeweils drei Personen in einem Team zusammen. Sie müssen in einer bestimmten Zeit möglichst viele Bauteile gießen und für den Transport zum Kunden bereitstellen. Die Spieler und Spielerinnen sind darauf angewiesen, dass die Teamkollegen und -kolleginnen ihre Aufgaben rechtzeitig erfüllen, um selbst weiterarbeiten zu können. Das Spiel wird auf der GIFA/NEWCAST erstmalig präsentiert. BDG-Mitglieder können es beim Verband nach der Messe für die eigene Nachwuchswerbung anfragen und auf Wunsch erweitern.
Erfolgreiche Nachwuchswerbung auf der Messe
Die Schülerinnen und Schüler sollen sich schließlich auf einen Ausbildungsplatz oder ein Praktikum bewerben – das ist das Ziel jeder Nachwuchswerbung. Daher ist es uns wichtig, dass unsere Mitglieder Patenschaften für eine Schülergruppe übernehmen. Wie bereits 2019 unterstützen wir zusammen mit der Messe Düsseldorf und den Partnern des Messequartetts das Metals4You-Programm und bieten ein Tour- und Betreuungsprogramm während des Messebesuchs der Schülergruppen an. Der BDG übernimmt dabei die Kosten für insgesamt 12 Exkursionspakete à 52 Personen. Die Ansprache der Schulen und die Kostenübernahme der Busfahrt erfolgen über die Patenschaften der Betriebe vor Ort. So stehen Sie in direktem Kontakt mit Ihrem potenziellen Nachwuchs und sind Ansprechpartner für die jungen Menschen, die auf der Messe ihr Interesse an der Gießerei-Industrie entdecken können. Nutzen Sie Ihren direkten Kontakt, um im Nachgang zur Messe Ihr individuelles Ausbildungsprogramm bei den Schülern und Schülerinnen bekannt zu machen und in engeren Austausch mit Bewerbungsinteressenten zu treten. So machen wir gemeinsam die Nachwuchswerbung auf der Messe zum Erfolg.
Fazit
Fassen wir noch einmal kurz zusammen: Nachwuchswerbung auf Messen ist ressourcenaufwendig. Um jedoch junge Menschen von einer ersten Awareness der Branche und Ihres Betriebs zur Bewerbung zu motivieren, braucht es Offline-Aktionen, bei denen die Jugendlichen einen direkten Einblick in die Tätigkeiten in einer Gießerei bekommen. Der Fokus hierbei sollte auf praktischen Erfahrungen und Interaktion liegen, die den jungen Menschen vermitteln, dass sie in einer Gießerei tatsächlich ein physisches Produkt erschaffen. Zum Erfolg wird Ihr Messeauftritt dann, wenn durch das geweckte Interesse die Jugendlichen dazu motiviert werden, sich genauer mit den Ausbildungsmöglichkeiten in Ihrem Betrieb zu beschäftigen. Bieten Sie dazu, wenn möglich, ein Schnupperpraktikum an, bei dem die jungen Menschen ihren Wunschberuf direkt bei Ihnen im Betrieb näher kennenlernen können. So wird Ihr Messeauftritt zur erfolgreichen Maßnahme in Ihrem Programm zur Nachwuchswerbung.
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