Forschung
© Adobe Stock
18.07.2024

Auf dem Weg zum emissionsfreien Bergbau: Metalle gewinnen mit Mikroorganismen

In einem Bioreaktor unter Tage arbeiten Mikroorganismen und verwandeln Erze oder Reststoffe aus dem Bergbau in die Wertmetalle Kupfer, Indium und Zink. Innovative Membranfilter filtern anschließend die Wertmetalle aus dem entstehenden Prozesswasser. In einer Pilotanlage eines aktuellen Bergbauvorhabens bei Pöhla in Sachsen will ein Team der TU Bergakademie Freiberg beide Prozesse zu einem innovativen Verfahren zusammenbringen. Die umweltschonende Lösung könnte es ermöglichen, Metalle bei niedrigen Temperaturen und direkt in einem Bergwerk durch die sogenannte Biolaugung zu gewinnen.

Im Labor haben die Forschenden die beiden innovativen Prozesse schon erprobt, nun können sie den umweltschonenden Prozess dank einer Förderung der Europäischen Union in einer Pilotanlage in größerem Maßstab testen: „Bei niedrigem pH-Wert bringen wir die Mikroorganismen in einem Bioreaktor dazu, die Metalle aus unlöslichen Sulfiden, hier zum Beispiel in den Mineralen Sphalerit und Chalkopyrit, in Lösung zu bringen. Kupfer, Indium und Zink können dann mittels verschiedener hydrometallurgischer Verfahren aus der Lösung gewonnen werden – und das bei geringem Energieeinsatz und ohne die für pyrometallurgische Prozesse typischen schädlichen Abgase“, erklärt Professorin Sabrina Hedrich, die das internationale Forschungsprojekt „XTRACT“ koordiniert.

Projektmitarbeiter Dr. Roland Haseneder ergänzt: „Durch ein hybrides Membrantrennverfahren werden anschließend die Mikroorganismen abgetrennt und die Wertmetalle durch selektive Filtereinheiten nach Ladung und Größe „sortiert“. Dies erfolgt vorzugsweise durch direkte Verschaltung mit der Biolaugung vor Ort“.

Das Verfahren eignet sich damit besonders für Erze oder Reststoffe aus dem Bergbau, in denen nur geringe Konzentrationen der Metalle enthalten sind – sogenannte Armerze. „Allein durch die Umsetzung mit den Mikroorganismen können die Metalle ohne externe Energie in eine lösliche Form überführt und so einer Aufbereitung zugeführt werden. Hinzu kommt, dass die Gewinnung der Metalle aus Armerzen sehr komplex ist. Die biohydrometallurgischen Verfahren haben sich hier nicht nur als umweltschonend, sondern auch als besonders geeignet herausgestellt“, so Hedrich.

Neben dem Bergbauprojekt im sächsischen Pöhla kommen diese Armerze auch in weiteren Bergwerken in Europa vor. Gemeinsam mit den Partnern wird das Verfahren künftig auch im Bergwerk Björkdal (Schweden) und zum Recycling von Bergbaurückständen in São Domingos (Portugal) und Lavrion (Griechenland) erprobt.

Schlagworte

ForschungKupferRecyclingTrennverfahren

Verwandte Artikel

20.12.2024

Thermomix für die Metallproduktion

Ein Forschungsteam des Max-Planck-Instituts für Nachhaltige Materialien hat eine neue Designstrategie zur Metallproduktion entwickelt. Ihr Konzept vereint Gewinnung, Hers...

Eisen Forschung Metallurgie
Mehr erfahren
12.12.2024

Magnesiumforschung: Walter-Benjamin-Preis für Dr. Tim M. Schwarz

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat Dr. Tim M. Schwarz mit dem Walter-Benjamin-Preis ausgezeichnet. Der Wissenschaftler untersucht Magnesiumlegierungen unter anderem...

Forschung Magnesium
Mehr erfahren
(v.l.n.r.) Thomas Meißner, Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH, Prof. Dr. h. c. Dr.-Ing. Eckart Uhlmann, Fraunhofer IPK und Dirk Schulze, IG Metall Berlin-Branden­burg-Sachsen bei der feierlichen Eröffnung des neuen Reallabors
06.12.2024

Neues Reallabor für die Transformation der Fahrzeug- und Zulieferindustrie

Im Rahmen des 4. Netzwerkforums ReTraNetz-BB wurde am Produktionstechnischen Zentrum (PTZ) Berlin ein neues Reallabor eröffnet

Eisen Fertigung Forschung Konstruktion Organisation Produktion
Mehr erfahren
02.12.2024

Dr. Peter Hofer-Hauser - Neuer Professor am Lehrstuhl für Gießereikunde

Mit seiner langjährigen Erfahrung in Wissenschaft und Industrie widmet er sich dort insbesondere der Weiterentwicklung von Dauerformverfahren, wobei numerische Simulation...

Casting Druckguss Formverfahren Forschung Gießerei Guss Metallurgie Produktion Simulation
Mehr erfahren
Die Abbildung zeigt ein von der Software in Echtzeit erstelltes Distanzfeld: In roten Bereichen befinden sich Objekte in der unmittelbaren Nähe. In blauen Bereichen ist das nächstgelegene Objekt weiter entfernt
14.11.2024

THWS präsentiert Forschung für eine sichere Zusammenarbeit von Menschen und Robotern

Messe verbindet Forschung und Anwendung der Robotik in Mainfranken

Automobilindustrie Forschung Messe Planung Produktion Robotik Sicherheit Software
Mehr erfahren