Mit schwäbischen Produkten stark im Auslandsgeschäft: Schaufler Tooling aus Laichingen hat sich eine Vorreiterrolle erarbeitet.
Eine Gießform mit 60 t Gewicht war die schwerste, die das Unternehmen Schaufler Tooling bislang hergestellt hat. Diese Form wurde an eine Gießerei verkauft, die damit Getriebe für Lkw produziert. Große Druckgießformen sind das Metier, in dem es Schaufler Tooling zur Weltmarktführerschaft gebracht hat. Die Laichinger Firma ist vom Magazin Wirtschaftswoche als weltweites Spitzenunternehmen gelistet, als kleinstes von allen.
Exportanteil beträgt 80 %
Die Liste wird angeführt von so großen Konzernen wie Volkswagen, Daimler und Allianz. „Die haben uns als Weltmarktführer identifiziert“, sagt Geschäftsführer Siegfried Heinrich lapidar über das Ranking. Es liegen indes typische Indizien vor für eine solche Einschätzung. Eines lautet: Der Auslandsanteil am Umsatz ist sehr groß. Die sogenannte Exportquote beziffert Geschäftsführer Heinrich selbst mit 80 %. Sehr viele Gussformen verkaufen die Laichinger in den USA, vereinzelt aber auch nach Asien.
In den Vereinigten Staaten übernahm Schaufler Tooling vor einigen Jahren einen Formenbauer, mit dem die Laichinger zuvor schon eine Servicepartnerschaft verbunden hatte: die Firma Fischer Tool & Die aus dem Bundesstaat Michigan. „Wenn solche Formen repariert werden müssen, kann man sie nicht von den USA aus nach Laichingen zurückschicken“, sagt Heinrich, „das dauert zu lange, und das ist zu teuer.“ Deshalb macht ein eigener US-Standort Sinn. „Wir waren die Ersten. Und sind immer noch die Einzigen mit eigenen Standorten auf zwei unterschiedlichen Kontinenten.“
Titel Weltmarktführer ist gut für’s Image
Das mag erstaunen in einer globalisierten Welt, hängt allerdings damit zusammen, dass die Druckgießformen-Branche vergleichsweise überschaubar ist.Die Unternehmensgruppe hat 240 Mitarbeiter, davon 150 am Stammsitz Laichingen. Sie erzielte vergangenes Jahr 60 Mio. Euro Umsatz (2017: 47 Mio. Euro) – und lässt damit eigenen Angaben nach die Konkurrenz hinter sich. Die stärksten Mitbewerber in der Branche sind ebenfalls in Deutschland ansässig, weitere in Norditalien, Kanada und den USA. Der Titel „Weltmarktführer“ bringt dem schwäbischen Unternehmen nicht mehr Kunden. Er ist in erster Linie gut fürs Image. „Das hilft uns als Arbeitgeber.“
Also: bei der Fachkräftegewinnung und beim Besetzen von Ausbildungsstellen. Alles hat ganz klein begonnen, 1961, als Albert und Fritz Schaufler den Betrieb als einen der ersten metallverarbeitenden Betriebe überhaupt in der früheren Leinenweberstadt gründeten. Die Familie Schaufler gehörte einst selbst der Textilwirtschaft an, suchte schließlich nach Alternativen und begann mit dem Lohnfräsen für den Ulmer Nutzfahrzeughersteller Magirus. Zwei Jahre nach Gründung wurden zwei ausgebildete Formenbauer eingestellt. Die Weichen für die Spezialisierung auf den Werkzeug- und Formenbau waren gestellt.
Gießformen für leichte Karosserieteile
Das Unternehmen erarbeitete sich seine Vorreiterrolle schon vor 25 Jahren, indem es Gießformen entwickelte, mit denen leichtere Karosserieteile für Autos hergestellt werden können.Ein Trend, der der CO2-Problematik geschuldet ist, es galt Gewicht aus den Autos zu nehmen. Die Autobauer Audi und Mercedes meldeten damals schon Bedarf. Audi ist heute mit seiner werkseigenen Gießerei sogar direkter Auftraggeber des schwäbischen Unternehmens.
Das über die Jahre gewonnene Knowhow verhilft den Laichingern zu einem Vorsprung auf dem globalen Markt. Solche Leichtbauteile sind dünnwandig und müssen obendrein gute crash-relevante Eigenschaften haben. „Das sind ganz andere Anforderungen ans Teil, die stellen wiederum ganz andere Anforderungen an die Gießform.“ So viel Potenzial in dem neuen Markt stecken mag, das Hauptgeschäft machen zurzeit noch die Formen für die Herstellung dickwandiger, massiver Getriebe und Motoren aus. Alles in allem ein sehr kapitalintensives Geschäft: Der Maschinenpark, mit dem Schaufler Tooling aus Stahlklötzen den innersten Kern für die Gießformen zurechtfräst und schließlich mit zugekauften Teilen die äußeren Bestandteile montiert, hat einen Wert von 15 Mio. Euro.
Expansion nach China im Blick
Der Weltmarktführer hat nun China auf der Agenda, will dort ähnlich vorgehen wie in den USA: über eine Partnerschaft später zu einem eigenen Standort gelangen. Das wäre dann der dritte auf einem dritten Kontinent.
VON REGINA FRANK, ULM