Auf dem Gelände der Siempelkamp Giesserei sind im Rahmen eines Aktionstages die Beschäftigten der Gießerei mit Vertretern der IG Metall Krefeld zusammengekommen, um die sofortige und unbürokratische Einführung eines Industriestrompreises zu fordern.
Gewerkschafter, Gießereimitarbeiter und die Gießereigeschäftsführung protestierten geschlossen gegen das andauernde politische Debatten-Hickhack rund um die mögliche Umsetzung eines Brückenstrompreises für die energieintensive Industrie, um die Grundlage für die dringend notwendigen Transformationen zu schaffen. Zudem kritisierten sie die teilweise Abschaffung des Spitzensteuerausgleichs, welche die Branche ab kommendem Jahr nochmals zusätzlich belastet.
Forderung nach wettbewerbsfähigen Strompreisen und klaren Bekenntnissen zum Industriestandort Deutschland
„Im Wahlkampf hat der heutige Bundeskanzler Olaf Scholz ein klares Wahlversprechen für einen Industriestrompreises von 4 Cent pro Kilowattstunde abgegeben. Wir erwarten nun, dass dieses Versprechen nach über 24 Monaten viel zu hoher Stromkosten endlich eingelöst wird. Ein Industriestrompreis, wie er auch in anderen EU-Staaten gilt, wird mittelständischen Betrieben helfen, die Strompreise wieder planbar und wettbewerbsfähig zu halten“, verdeutlicht Dirk Howe, Geschäftsführer der Siempelkamp Giesserei. Er ergänzt: „Wir brauchen jetzt wettbewerbsfähige Strompreise, keine zusätzlichen Steuererhöhungen, die nachhaltiges Wirtschaften und für die Energiewende systemrelevante Produktherstellung nicht abstrafen, sondern fördern. Wir erwarten die Einhaltung der Politikversprechen und eine klare und verantwortungsvolle Korrektur des aktuellen Kurses der Bundesregierung!“
Ralf Claessen, Geschäftsführer der IG Metall Krefeld, pflichtet ihm bei: „Ohne ein Brückenstrompreismodell geht bei vielen energieintensiven Unternehmen in Deutschland bald das Licht aus. Sie wandern ab oder müssen sich im internationalen Wettbewerb geschlagen geben. Damit stehen tausende, gut ausgebildete Arbeitsplätze auf der Kippe und Wertschöpfungsketten brechen. Wenn Politik in Deutschland und Europa nicht konsequent und umfassend handelt, wird dies massive Auswirkungen haben – auf den gesamten Industriestandort Deutschland, den sozialen Frieden, die Zukunftsfähigkeit Europas. Ohne Brücken kein Verkehr – das gilt für die Straße und auch für die digitale und energetische Transformation.“
Siempelkamp Giesserei präsentiert zukunftsfähige Finanzierungslösung
Sowohl IG Metall als auch Siempelkamp Giesserei betonten während des Aktionstages in Krefeld, dass sie keine Subventionen „aus der Gießkanne“ erwarten und auch keine an unzählige Auflagen gebundenen Steuergeschenke benötigen. Stattdessen könne der Staat den Industriestrompreis perspektivisch gewinnbringend einsetzen. Im Sinne einer Zwischenfinanzierung lässt sich ein jetzt eingeführter planbarer Industriestrompreis mit den niedrigen Strompreisen aus erneuerbaren Energien von morgen ausgleichen. Das bedeutet: Der Staat unterstützt Unternehmen bei der Finanzierung der aktuellen Strom-Mehrkosten und erhält bei zukünftig niedrigen Strompreisen die Differenz wieder zurück. Ein solcher universeller „Contract for Difference“ für die energieintensive Industrie schafft Planungssicherheit auf allen Seiten, welche Grundvorrausetzung für erforderliche Investitionen ist. Gleichzeitig müsste sich der Staat keine Gedanken um die Finanzierbarkeit des Industriestrompreises machen, die aktuell der größte Hemmschuh in der politischen Debatte dieses Themas ist. Genau für derartige Maßnahmen war der WSF-Fonds ursprünglich auch angedacht. Gießerei und IG Metall hoffen daher, mit ihrem Aktionstag bei der Regierung auf offene Ohren zu stoßen: „Die Politik darf nicht nur auf die Stimme großer Konzerne hören, sondern muss auch die Be-lange des breit gefächerten Mittelstands als Rückgrat der deutschen Wirtschaft berücksichtigen“, so Howe.
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