Welche Schwerpunkte wird die Veranstaltung behandeln?
Weiß: Im ersten Schritt stellen wir uns natürlich die Frage, wie wir die junge Generation – „Gen Z“ und die nachfolgenden Jahrgänge – erreichen und für unsere Branche begeistern können. Gleichzeitig werfen wir die Frage auf, was die Fachkräfte von morgen wirklich brauchen. Dabei betrachten wir nicht nur das Berufsbild der Gießereifachleute der Zukunft, sondern auch die Bedeutung einer Unternehmenskultur, die den Erwartungen und Bedürfnissen der kommenden Generation gerecht wird. Wie Universitäten und Ausbildungsbetriebe auf diese Herausforderungen reagieren steht ebenfalls im Fokus. Dazu zählen auch Internationalisierung, sowohl in der Ausbildung als auch in der Arbeitswelt.
Ihr persönliches Highlight?
Weiß: Besonders spannend sind die erfolgreichen Lösungsansätze aus erster Hand, die wir präsentieren – von Gießer zu Gießer, direkt aus der Praxis. Darüber hinaus beleuchten wir Bereiche mit großem Entwicklungspotenzial wie die Förderung von Frauen in unserer Branche.
Aus welchen Bereichen kommen die Referenten?
Weiß: Wir freuen uns auf hochwertige Beiträge aus dem BDG und VDI, führenden Ausbildungsstätten und innovativen Praktikern aus der Industrie. Einen Blick über den Tellerrand möchten wir auch durch Anregungen aus den Bereichen Personalwesen, Marketing und Maschinenbau einbringen.
Was erhoffen Sie sich von der Diskussion während der Veranstaltung und welche konkreten Impulse sollten von ihr ausgehen?
Weiß: Ziel der Veranstaltung ist es, die Nachwuchsthematik umfassend zu beleuchten – von aktuellen Herausforderungen bis hin zu kreativen Ansätzen. Am Ende soll jeder Teilnehmer neue konkrete Ideen mit nach Hause nehmen. Gleichzeitig möchten wir ein gemeinsames Verständnis dafür schaffen, wie wir die Nachwuchsfrage angehen können, um darauf aufbauend gemeinsame Lösungsansätze für die Branche zu entwickeln.
Ein Novum ist die nicht-technische Ausrichtung des Gießerei-Kolloquiums. Welche weiteren Veränderungen gibt es etwa mit Blick auf Konzept und Formate?
Weiß: Um dem für uns außergewöhnlichen, nicht-technischen Thema gerecht zu werden, haben wir auch das Veranstaltungsformat angepasst. Gemeinsam mit der erfahrenen Moderatorin Ariane Bertz setzen wir auf eine interaktive Ausrichtung, die den offenen Austausch fördert und den Teilnehmern ermöglicht, aktiv in die Diskussion einzutauchen. Die Besucher dürfen sich auf ein Kolloquium freuen, das sicher nicht wie jedes andere sein wird.
Wie schätzen Sie die zukünftigen Anforderungen an Nachwuchskräfte in der Gießerei-Industrie ein? Welche Rolle spielen Digitalisierung und Automatisierung?
Weiß: Die Digitalisierung und Automatisierung werden die Anforderungen an zukünftige Fachkräfte in der Gießerei-Industrie maßgeblich verändern. Während tiefgehende gießereitechnische Kenntnisse auch weiterhin entscheidende Grundlage bleiben, wird zunehmend die Fähigkeit gefragt sein, moderne Technologien wie Machine Learning in den Produktionsprozess zu integrieren. Auch die Gießerei wird sich weiterentwickeln und immer stärker auf Visualisierung und datengetriebenes Arbeiten setzen, was bereits jetzt enorme Potenziale für Effizienzsteigerung und Innovation entfaltet.
Die Branche steckt auch mitten in der Transformation hin zur klimafreundlichen Industrie. Inwiefern sollten Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein als attraktive Perspektive hervorgehoben werden?
Weiß: Ich freue mich sehr auf die Diskussionen zu diesem Aspekt. Aus meiner Sicht ist Nachhaltigkeit ganz klar ein zunehmend wichtiger Bestandteil unserer Branche. Ohne Gussprodukte wären viele zukunftsweisende Technologien wie Windkraft oder Elektromobilität nicht möglich. Der Gießprozess und die Kreislaufwirtschaft sind zudem eng miteinander verknüpft, was uns zusätzliche Stärken verleiht. Diese Potenziale müssen wir in der Außendarstellung stärker betonen.
Welche Botschaft richten Sie an junge Menschen, die eine Karriere in der Gießerei-Industrie in Betracht ziehen?
Weiß: Viele Vorzüge der Branche haben wir bereits besprochen. Also: Geht den Schritt, ihr werdet es nicht bereuen. Die Branche ist voller inspirierender Menschen, die relevante und zukunftsträchtige Themen antreiben. Bei uns werdet ihr mit offenen Armen und einer tollen Community empfangen, in der ihr euer Wissen schnell und verantwortlich einbringen könnt.
Dr. Philipp Weiß leitet seit 2018 den Produktionsbereich Rohrfertigung bei der Schmidt + Clemens GmbH + Co. KG in Lindlar. Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagiert sich der 37-jährige als Beiratsvorsitzender der Aachener Gießer-Familie (AGIFA), dem Alumniverein des Gießerei-Instituts. In dieser Rolle ist er auch Teil des Programmausschusses des Aachener Gießerei-Kolloquiums und damit an der inhaltlichen Gestaltung der Veranstaltung beteiligt.
Das Interview führte Niklas Reiprich, Redakteur GIESSEREI.
Beitragsbild: Philipp Weiß