Frank Coenen, CEO von ASK Chemicals. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des ASK-Technikums hatte das Unternehmen zu Feierlichkeiten im Hildener Technikum und einer Vortragsreihe in einem nahegelegenen Tagungszentrum eingeladen. Rund 130 Entscheider aus der Gießerei-Industrie, Vertreter aus Verband und Lehre sowie Mitarbeiter des Unternehmens nahmen an dem Event teil. Am Rande der Veranstaltung gab Frank Coenen der GIESSEREI ein Exklusivinterview.
Herr Coenen, bei ASK Chemicals hat es in den vergangenen Jahren Änderungen der Eignerstrukturen gegeben, zugleich findet eine Restrukturierung statt. Wie ist der Stand der Dinge bei Ihrem Unternehmen?
Vor der Akquisition unseres Unternehmens durch Rhône Capital im Jahre 2014 war die ASK Chemicals als Joint-Venture für Gießereichemikalien das Stiefkind ihrer vorherigen Eigner. In dieses Geschäft wurden keine ausreichenden Ressourcen investiert, um es gedeihen zu lassen. Mit unserem aktuellen Investor Rhône Capital hat sich das Bild komplett gewandelt. Fortan investierte man, um uns zu einem erfolgreichen Unternehmen und dadurch zu einem noch stärkeren Partner für unsere Kunden zu machen. Leider war dies auch mit notwendigen Umstrukturierungen verbunden. So haben wir Ende 2014 unsere indischen Werke geschlossen, um dort die Organisation und Produktion ganz neu aufbauen zu können.
In Spanien konsolidierten wir drei Produktionswerke zu einem neuen Werk im Hafen von Bilbao. Dies sind nur zwei Beispiele für Maßnahmen, die uns erfolgreicher und natürlich profitabler gemacht haben. Dank unserer neu gewonnenen Stärke verfügt ASK Chemicals nun über die notwendigen Ressourcen, um weiter in die Zukunft unseres Unternehmens zu investieren, in erster Linie und vor allem in Innovation und Produktionskapazitäten.
Der Markt wandelt sich durch vielerlei neue Entwicklungen weltweit. Welche Herausforderungen für Ihr Geschäft sehen Sie?
ASK Chemicals stellt sich den großen Megatrends unserer Zeit: Globalisierung, Umwelt, Mobilität, Alterung der Gesellschaft und Digitalisierung. Eine sicherlich wichtige Entwicklung in der Gießerei-Industrie ist die Zunahme der Produktionskapazitäten in einigen, wenigen Märkten. Ganz vorne liegen China und Indien, die ihre Positionen weiter ausbauen werden. Und in Europa liegt die Türkei mittlerweile auf Platz 2 bzw. 3 im europäischen Vergleich der Guss-Tonnagen. Mexiko, das ebenfalls rasant wächst, wird sich in Zukunft unter den Top-10-Nationen etablieren. Dies sind deshalb auch die Länder, in denen wir unsere Präsenz ausbauen werden. Das neue Umweltbewusstsein ist ein weiterer wichtiger Trend. Damit verbunden sind Forderungen seitens der Gesetzgebung, der Mitarbeiter und Nachbarn nach niedrigeren Emissionen der Gießereien, was Lösungen zur Emissionsvermeidung oder –reduktion erfordert.
Im Bereich der Mobilität tut sich im Augenblick einiges. Antriebskonzepte werden hinterfragt und neu gedacht. Gleichzeitig wird ein zukünftig verändertes Nutzerverhalten die Mobilitätsbranchen revolutionieren. Die Gießereien und wir, als ihr Partner, stellen uns diesen Veränderungen. Eine weitere Herausforderung stellt der Fachkräftemangel dar. Wir rechnen auf der einen Seite mit einem Verlust von Wissen und Erfahrung durch bevorstehende Pensionierungen, auf der anderen Seite sehen wir, dass es immer schwieriger wird, junge und gut ausgebildete Leute für das Gießereiwesen zu begeistern. Schließlich werden wir uns auch der Digitalisierung stellen. Dabei sind Veränderungen in der Lieferkette und im Kunden- und Mitarbeiterverhalten zu berücksichtigen. Die Strategie von ASK Chemicals steht im Einklang mit diesen Megatrends.
Welche konkreten Projekte stehen bei ASK Chemicals in den nächsten Jahren an, um die bevorstehenden Herausforderungen zu meistern?
In den Wachstumsmärkten investieren wir in lokale Produktion und Entwicklung. In Mexiko werden wir ab 2020 in einem neuen Werk produzieren. In China und Indien investieren wir weiter und verstärken unsere Präsenz. Dabei lassen wir unsere europäischen Produktionsstandorte nicht außer Acht. Hier werden wir weiter investieren, wie bspw. in die Schlichteproduktion in Wülfrath. Ich bin stolz darauf, dass unser Unternehmen eine wirklich beachtliche Innovationshistorie aufweisen kann.
Neben der Erfindung der Cold-Box-Technologie in den 1960er-Jahren und einer Reihe weiterer wegweisender Produktinnovationen haben wir gerade in den letzten Jahren mit Inotec, Ecocure Blue oder unseren Hybrid-Additiven Jahr für Jahr sehr innovative Produkte auf den Markt gebracht. Ein wichtiges Standbein unserer Innovationsaktivitäten ist die deutsche Gießerei-Industrie, die sehr innovativ und weltweit führend ist. Hier sind wir mit unseren Produkten zwar schon sehr erfolgreich, wollen aber noch besser werden.
In unserer R&D-Pipeline setzen wir konkret auf zwei Schwerpunkte: Umweltverträglichere Produkte sowie Produkte zur Performance-Verbesserung. Konkrete Beispiele sind anorganische Bindersysteme oder unsere organischen Ecocure Blue Cold-Box-Binder. Weiterhin arbeiten unsere Experten an neuen und verbesserten Produkten für den 3-D-Sanddruck. Gleichzeitig wollen wir unsere neuen Technologien wie bspw. die Luftreinigungstechnologie xpuris noch schneller und gezielter in die Märkte einführen. Hier sehen wir für uns ein großes Potenzial. Als drittes Standbein neben den Bereichen Umwelt und Performance werden wir auch im Bereich Services stärker auf Innovation setzen.