Veranstaltung
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29.04.2024

„Salzburg hat uns eingeschworen“ - Große Gießereitechnische Tagung 2024

Salzburg 2024 – das waren 25 Fachvorträge vor mehr als 600 Teilnehmern, eine attraktive und gut gebuchte Fachausstellung – und zwei Impulsvorträge plus Paneldiskussion, die den großen Rahmen bildeten. In Summe eine ausgesprochen gelungene Veranstaltung.

Von Martin Vogt

Entscheidend für eine gute Tagung ist die richtige Mischung der Programmpunkte. Wesentlich sind natürlich hochwertige und spannende Fachvorträge. Aber die operative Fachlichkeit in der Branche findet natürlich unter Bedingungen statt, die nicht innerhalb der Branche entschieden, sondern von außerhalb gesetzt werden.

Darauf nahm auch Clemens Küpper, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Gießerei-Industrie, Bezug, der am Ende der beiden Tage die Große Gießereitechnische Tagung mit den Worten bilanzierte: „Salzburg hat uns eingeschworen auf das, was auf uns zukommt. Möglicherweise sind wir sattelfester geworden. Stellen Sie Ihren Politikern mal die Gretchenfrage: Wie hältst Du es mit der Industrie? Wir wollen ja ein Bekenntnis unseres Staates zur Industrie.“ Und Lars Steinheider, neu gewählter Präsident des Vereins Deutscher Gießereifachleute (VDG) sagte: „Wir transformieren uns jeden Tag in unserer Industrie, mit dieser Botschaft sollten wir nach draußen gehen.“

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Clemens Küpper, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Gießerei-Industrie © Christian Thieme

Alle Krisen passieren gleichzeitig

Zuvor am Eröffnungstag hatte Franz Kühmayer der Tagung eine exzellente Einstimmung gegeben. Der Zukunftsforscher skizzierte in seinem Impuls souverän und durchaus globale Entwicklungen, die er immer wieder auf die europäische und sogar Unternehmereben herunterbrach. Ein ungemein gedankenreicher, intellektuell wertvoller Impuls. „Alle Krisen passieren gefühlt gleichzeitig – und wir haben nicht das Gefühl, zu Ruhe zu kommen“, sagte Kühmyer, und triggerte das Auditorium gleichzeitig: „Zur Ruhe zu kommen ist aber keine unternehmerische Aufgabe. Wer zur Ruhe kommen will, ist als Unternehmer eher weniger geeignet.“ Der Zukunftsforscher sagte sehr deutlich: „Diese Phase ist kein Ponyhof. Viele Branchen – auch Ihre – haben harte Zeiten vor sich. Es wird nicht so schnell besser werden.“

Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Transformation zur Klimaneutralität appellierte der Zukunftsforscher: „Ihre unternehmerische Ausgabe ist nicht, darüber zu klagen, wie teuer die Transformation ist. Ihre unternehmerische Aufgabe ist, sich einen Teil dieses Kuchens zu sichern. Wir sprechen über einen unfassbaren Wachstumsmarkt.“ Damit kam Kühmayer zum zweiten Teil seines Impulses nach der Disruption : „Ihre Industrie bietet ganz viele Chancen, diese Transformation in die Praxis zu übersetzen. Aber es weiß niemand. Dass ist etwas, was durchaus breiter in der Öffentlichkeit verankert werden könnte. Das ist nicht nur für die Politik wichtig, sondern auch für den Arbeitsmarkt“, sagte der Forscher, und nannte für ihn äußerst positiv besetzte Begriffe wie „Werkstolz“, „Innovationskraft“, „Mittelstand, eine neue „Industrielle Revolution“ „Mit den eigenen Händen was produzieren“.

Mit diesem gedanklichen Rüstzeug verteilten sich die mehr als 600 Teilnehmer im Anschluss auf die parallelen Sessions in Europa- und Mozartsaal. Das Vortragsprogramm spiegelte den Untertitel der Tagung “Zukunft Guss – Transformation, Nachwuchs, Technik” wider. Die Vorträge zeigten einmal mehr, dass es viele ineinandergreifende Stellschrauben gibt, an denen es zu drehen gilt, will man sein Unternehmen und die Branche in eine erfolgreiche Zukunft führen. Und sie gehen immer öfter über das reine Gießverfahren hinaus, betreffen Themen, die nicht nur für die Gießerei-Industrie wichtig sind, die aber dennoch die Zukunft Guss maßgeblich bestimmen werden. Mehr über die Panels lesen Sie in der ausführlichen Berichterstattung in der kommenden Ausgabe der GIESSEREI.

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Zukunftsforscher Franz Kühmayer © Christian Thieme

Energievortrag und Panel beschließen GGT

Den zweiten Teil des Rahmens dieser Großen Gießereitechnischen Tagung bildete der Vortrag von Professor Karl Rose zur Zukunft der Energiemärkte. Bekanntlich ist das Thema Energie – Verfügbarkeit, vor allem natürlich Preise – ein extrem wichtiges für die Branche. Roses Vortrag dürfte für weite Teile des Publikums gefälliger gewesen sein als jener von Kühmayer am Tag zuvor. Er betonte eingangs, wie hoch der Anteil fossiler Energieerzeugung mit rund 80% weltweit nach wie vor ist. Aber Europa und Deutschland haben sich bekanntlich der Klimaneutralität bis 2050 bzw. 2045 verschrieben. Rose: „Das heißt, die Industrie muss schnell dekarbonisieren, weil sie von der Politik schnell zu erwischen ist, anders als der Bürger, der ja Wähler ist.“

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Professor Karl Rose © Christian Thieme

Das abschließende Panel setzte positive Impulse in Richtung Zukunft, offenbar auch unter dem Schwung von zwei Tagen Gemeinschaft der Branche: Mehr und offene Kommunikation der Branchenthemen, Transparenz, was die eigene Transformation angeht. Aber auch Dynamik aus den Belegschaften heraus waren einige Stichworte.

Den gesamten Rückblick auf die GGT 2024, lesen Sie in der kommenden Ausgabe der GIESSEREI.