Der Stahlhersteller ArcelorMittal hat bei der CO2-neutralen Transformation seiner Schmelzaggregate finanzielle Rückendeckung von der Bundesregierung bekommen. Stimmt die Europäische Kommission zu, steuert der Bund die Hälfte der Investitionssumme für den Bau der ersten wasserstoffbasierten DRI-Anlage in Deutschland bei.
Bei einem Besuch des Stahlwerks von ArcelorMittal in Hamburg sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze Anfang September die Unterstützung der Bundesregierung für den Bau der ersten wasserstoffbasierten DRI-Anlage (DRI = Direct Reduced Iron, also direktreduziertes Eisen oder Eisenschwamm) in Deutschland im industriellen Maßstab zu. Mit dieser Demonstrationsanlage, in der Wasserstoff als chemisches Mittel zur Reduktion von Eisenerz zu DRI eingesetzt wird, soll der Grundstein für einen Stahlerzeugungsprozess gelegt werden, der die Herstellung von Stahl ohne CO2-Emissionen mithilfe von Elektrolichtbogenöfen ermöglicht, die mit Wasserstoff reduziertem DRI und Schrott beschickt und mit erneuerbarem Strom betrieben werden.
Die Bundesregierung hat ihre Absicht bekundet, den Bau der Anlage mit 55 Millionen Euro zu fördern, was der Hälfte der erforderlichen Gesamtinvestitionen von 110 Millionen Euro entspricht. Als nächster Schritt muss die Europäische Kommission die Absicht der Bundesregierung zur Bereitstellung von Mitteln genehmigen, bevor mit der Errichtung der neuen Anlage begonnen werden kann. Die Produktion soll im Jahr 2025 anlaufen.
DRI wird derzeit mithilfe von Erdgas hergestellt, um Eisenerz zu reduzieren. In einer Übergangsphase soll zunächst die Reduktion von Eisenerz mit Wasserstoff demonstriert werden, wobei der Wasserstoff aus der Restgasabscheidung des Hamburger Werks stammt. Sobald er in ausreichenden Mengen und zu einem erschwinglichen Preis zur Verfügung steht, wird grüner Wasserstoff - hergestellt aus der Elektrolyse von Wasser unter Verwendung erneuerbarer Energien - genommen. Bis 2030 plant ArcelorMittal, allein im Hamburger Werk mehr als eine Million Tonnen kohlenstoffneutralen Stahl pro Jahr zu produzieren und damit rund 800 000 Tonnen CO2-Emissionen jährlich einzusparen.
Das Werk ist ein wichtiger Bestandteil der Steel4Future-Strategie von Arcelor-Mittal Germany, die die Umstellung ihrer vier deutschen Werke – in Hamburg, Bremen, Duisburg und Eisenhüttenstadt – auf eine emissionsfreie Stahlproduktion in den kommenden Jahren vorsieht. „Mein Ministerium bietet konkrete Unterstützung an für Investitionen in den Klimaschutz durch das Förderprogramm Dekarbonisierung“, bot die Umweltministerin in ihrer Rede bei ArcelorMittal an. „Für die Industrie sind unsere ehrgeizigen Klimaziele Herausforderung und Chance zugleich. Wenn die Unternehmen jetzt in treibhausgasneutrale Verfahren und Produkte wie grünen Stahl investieren, werden sie in Zukunft am Markt bestehen können, und die Arbeitsplätze sind gesichert“, unterstrich Schulze ihre klimapolitische Agenda mit Blick auf die Industrie.