Strom, Wärme und Gas rücken im Rahmen der Energiewende näher zusammen. Die bislang eigenständigen Sektoren sollen in Zukunft mehr Synergien heben und so die Energieversorgung in Deutschland weiterhin bezahlbar, sicher und ökologischer machen. Die Wege zur Sektorenkopplung untersucht Mario Ragwitz nun in einer gemeinsamen Professur des Fraunhofer IEG und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, an der er das Fachgebiet »Integrierte Energieinfrastrukturen« leitet.
»Es ist ein großer Erfolg der Energiewende, große Mengen nachhaltigen Strom an den Markt gebracht zu haben. Die nun anstehende nächste Phase darf aber bei Strom nicht halt machen«, erläutert Mario Ragwitz, Leiter der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG und Leiter des Fachgebiets »Integrierte Energieinfrastrukturen« an der BTU Cottbus-Senftenberg. »Die Technologien und die Märkte für Strom, Gas und Wärme müssen zusammen funktionieren, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen.«
Am Fraunhofer IEG analysiert Ragwitz ganzheitlich integrierte Energieinfrastrukturen des Strom-, Wärme- und Gassektors und energierelevante IT-Infrastrukturen. Mit seinem Team entwickelt er Pfade für die Transformation der Energiesysteme und insbesondere deren Infrastruktur auf Quartiers- und kommunaler sowie nationaler und internationaler Ebene. Dies reicht von systemanalytischen Abschätzungen über detaillierte Modelle der zukünftigen, intelligenten Energieübertragungs- und -verteilnetze bis hin zu systemdienlichen Betriebsstrategien für gekoppelte Anlagen. Ragwitz ist zudem Sprecher des Wasserstoff-Netzwerkes der Fraunhofer-Gesellschaft und untersucht den Einsatz von grünem Wasserstoff in den Energiesektoren und in der Industrie als kommender nachhaltiger Energieträger. Gemäß der Mission der Fraunhofer-Gesellschaft forscht Ragwitz anwendungsnah und industrieorientiert – der gebürtige Cottbuser und Lausitz-Rückkehrer passt damit bestens in die technikaffine Energieregion Lausitz.
An der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg übernimmt Ragwitz die Professur am Institut für Elektrische und Thermische Energiesysteme der Fakultät für Maschinenbau, Elektro- und Energiesysteme. Er lehrt im Studiengang »Power Engineering«, forscht grundlagenorientiert und leitet das Fachgebiet »Integrierte Energieinfrastrukturen«. Seine Forschungsthemen sind die quantitative Modellierung des europäischen Energiesystems und der Energieinfrastrukturen, der regulative Rahmen der Sektorenkopplung zwischen Strom-, Wärme und Gassektor im nationalen Maßstab, die techno-ökonomische Bewertung und Analyse von Wertschöpfungsketten für Energietechnologien und Energieinfrastrukturen im nationalen und internationalen Kontext sowie die Treiber und Hemmnisse bei der Marktdiffusion innovativer Energietechnologien.
Lebenslauf
Professor Dr. Mario Ragwitz ist seit 2019 Institutsleiter des Fraunhofer IEG. Im Jahr 2020 wurde er zudem zum Sprecher des Fraunhofer-Wasserstoff-Netzwerks berufen, welches die Arbeit von 35 Instituten koordiniert. Seit 2019 koordiniert er auch als wissenschaftlicher Direktor des Fraunhofer Cluster of Excellence »Integrierte Energiesysteme« die gemeinsame Forschung von acht Fraunhofer-Instituten im Themenfeld der Transformation des Energiesystems. Bis 2019 war er als stellvertretender Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe tätig.
Als Professor der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg leitet er an der Fakultät für Maschinenbau, Elektro- und Energiesysteme das Fachgebiet »Integrierte Energieinfrastrukturen«. Seit 2014 ist er Honorarprofessor an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen, seit 2017 Part-Time Professor am Robert Schuman Centre for Advanced Studies des European University Institute in Florenz.
Ragwitz ist promovierter Physiker, seine wissenschaftliche Tätigkeit umfasst Fragestellungen der Energiesystemanalyse, der Modellierung von Energieinfrastrukturen sowie der Policy Analyse und Transformationsforschung im Energie- und Klimabereich. Er trug unter anderem dazu bei, die EU-Ziele im Bereich der erneuerbaren Energien für 2020 und 2030 abzuleiten und evaluierte die EU-Richtlinien für Erneuerbare Energien sowie des Erneuerbare-Energien-Gesetzes in Deutschland. Als Projektkoordinator zahlreicher internationaler und nationaler Projekte erarbeitete er wissenschaftliche Grundlagen der nationalen und europäischen Energiepolitik und ist Autor mehr als 60 wissenschaftlicher Artikel. In 2007 und 2011 war er als Gastwissenschaftler am Lawrence Berkeley National Laboratory in den USA tätig.
Neben der deutschen Bundesregierung berät er die Europäische Kommission, den Deutschen Bundestag, das EU-Parlament, die Weltbank, die Regierungen der Bundesländer sowie Unternehmen und Verbände.