Aktuelle Konjunkturindikatoren deuten auf eine anhaltende Schwäche der deutschen Wirtschaft im abgelaufenen Quartal hin. Die Industrieproduktion lag im Durchschnitt des Juli und August um 1,4 Prozent unter dem Niveau des zweiten Quartals und auch aktuelle Stimmungsindikatoren deuten noch keine Belebung an. So hat sich das ifo Geschäftsklima im September zum vierten Mal in Folge verschlechtert, wobei sich die Stimmung der Unternehmen sowohl hinsichtlich der laufenden Geschäfte als auch mit Blick auf die kommenden Monate eingetrübt hat. Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe war dabei angesichts der anhaltend schwachen Auftragslage und rückläufiger Kapazitätsauslastung ein deutlicher Rückgang auf den niedrigsten Wert seit Juni 2020 zu verzeichnen.
Die konjunkturelle Schwäche schlägt sich zunehmend auch in der Stimmung der Dienstleister nieder - einem Bereich, dessen Dynamik bis zuletzt stabilisierend gewirkt hat. So hat sich das Geschäftsklima im Dienstleistungssektor vor allem hinsichtlich der aktuellen Lage verschlechtert, während die Erwartungen etwas weniger skeptisch ausfielen. Dabei hellte sich vor allem die Stimmung im Tourismus und im Gastgewerbe auf, während der Handel weiterhin von Pessimismus geprägt war.
Trotz der enttäuschenden Entwicklung der Verbraucherstimmung in den zurückliegenden Monaten deuten aktuelle Indikatoren auf eine Bodenbildung bei den Konsumausgaben der privaten Haushalte in Deutschland hin. So haben sich die Umsätze im Einzelhandel nach den jüngst wieder veröffentlichten Daten des Statistischen Bundesamtes im Juli und August spürbar erholt. Auch die Neuzulassungen von Kfz durch Privatpersonen nahmen im September spürbar zu, lagen im dritten Quartal saisonbereinigt jedoch noch gut 2 Prozent unter dem Vorquartal. Insgesamt dürfte aber vom privaten Konsum eine gewisse Stabilisierung ausgehen. Sorgen um Jobsicherheit und geopolitische Krisen stellen allerdings nach wie vor Risikofaktoren für eine nachhaltige Erholung des Konsumklimas dar.
In ihrer Herbstprojektion geht die Bundesregierung von einem erneuten, leichten Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung im dritten Quartal aus, wobei nach dem leicht rückläufigen zweiten Quartal die Definition einer „technischen Rezession“ gegeben wäre. Damit dürfte die konjunkturelle Schwächephase voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2024 noch anhalten, bevor sich im kommenden Jahr die Wachstumsdynamik wieder allmählich verstärken dürfte. Die konjunkturelle Belebung dürfte zunächst insbesondere von einer Erholung des privaten Konsums getragen sein, bevor im weiteren Jahresverlauf im Zuge einer anziehenden Auslandsnachfrage die Ausfuhren zulegen und es zu einer Trendumkehr bei der Investitionsentwicklung kommt. Flankiert und verstärkt wird diese Erholung von den angebots- und nachfragepolitischen Maßnahmen der Wachstumsinitiative, die zahlreiche Vorschläge für stärkere Arbeitsanreize, Bürokratieabbau sowie bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen für Unternehmen umfasst und Grundlage für eine verlässliche, investitions- und wachstumsorientierte Wirtschaftspolitik bildet.
Weltwirtschaftliche Dynamik durchwachsen
Die globale Industrieproduktion entwickelt sich nach wie vor schleppend. Im Juli hat sie saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat stagniert, gegenüber Juli 2023 liegt sie aber nach wie vor mit 1,8 % im Plus. Frühindikatoren deuten für das dritte Quartal insgesamt eine schwache weltweite Produktionsentwicklung an. Der Stimmungsindikator von S&P Global lag im September über der Wachstumsschwelle, signalisiert aber mit einem Rückgang von 52,8 auf 52,0 Punkte ein etwas schwächeres Expansionstempo als im August. Die erneute Stimmungseintrübung in der Industrie deutet weiter auf eine rückläufige Produktion hin, während sich das Wachstum im Dienstleistungsbereich fortsetzen dürfte, allerdings mit geringerem Tempo. Internationale Organisationen erwarten für die kommenden Jahre eine robuste Entwicklung der Weltwirtschaft. Das Expansionstempo dürfte mit jahresdurchschnittlichen Wachstumsraten von gut 3 % aber geringer bleiben als vor der Pandemie beobachtet. Die geldpolitischen Lockerungen dürften ab dem kommenden Jahr über günstigere Finanzierungsbedingungen die Investitions- und Wirtschaftstätigkeit beleben.
Die schwache weltweite Nachfrage nach Industriegütern spiegelt sich weiterhin auch im internationalen Güterhandel wieder. Dieser hat im Juli saisonbereinigt um 0,3 % gegenüber dem Vormonat nachgegeben und lag damit trotz der Schwächephase 2023 auch gegenüber dem Vorjahresmonat nur um 1,7 % höher. Neben konjunkturellen Faktoren machen sich hier nicht zuletzt strukturelle Effekte infolge protektionistischer Maßnahmen und latenter Handelskonflikte bemerkbar. Der RWI/ISL-Containerumschlag-Index deutete im August mit einem saisonbereinigten Anstieg von 132,2 auf 134,4 Punkte zwar auf eine weitere Erholung des weltweiten Güterhandels hin, wobei sowohl der Containerumschlag in den chinesischen Häfen als auch im nördlichen Euroraum expandierte. Der Abstand zwischen dem Containerumschlag in Europa und dem Rest der Welt, der sich seit 2022 herausgebildet hat, bleibt aber nach wie vor groß.
Handelsbilanzüberschuss nimmt im August weiter zu
Das deutsche Auslandsgeschäft kommt nach wie vor nicht in Schwung. Im August sind die nominalen Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen saison- und kalenderbereinigt ggü. dem Vormonat um 0,8 % zurückgegangen. Die Einfuhren von Waren und Dienstleistungen verringerten sich ggü. dem Vormonat mit -3,4 % noch stärker, wozu besonders die Rückgänge bei den Lieferungen aus dem Euroraum beitrugen. Vor dem Hintergrund der Wachstumsdifferenz zwischen Ex- und Importen nahm der monatliche Handelsbilanzüberschuss im August merklich von 10,8 auf 14,2 Mrd. EUR zu.
Die Einfuhrpreise sind im August saisonbereinigt mit -0,4 % ggü. dem Vormonat erneut gefallen und auch die Ausfuhrpreise gaben um -0,1 % nach. Insgesamt machten sich im Außenhandel Preisrückgänge im Verarbeitenden Gewerbe und bei Vorleistungsgütern bemerkbar. Die Terms of Trade verbesserten sich entsprechend um 0,3 % ggü. Juli. In realer Betrachtung dürften die Aus- und Einfuhren also etwas weniger abgenommen haben.
Auch für die kommenden Monate senden die Frühindikatoren verhaltene Signale für die Exporttätigkeit. Die Auftragseingänge aus dem Ausland sind im August nach den vorangegangenen Anstiegen saisonbereinigt um 2,2 % ggü. dem Vormonat gefallen. Dabei schrumpften die Bestellungen aus dem Euroraum mit -10,5 % deutlich, die Nachfrage aus den übrigen Ländern expandierte um 3,4 %. Ohne Großaufträge lagen die Auslandsorder um 5,6 % unter dem Vormonatswert. Im weniger volatilen Dreimonatsvergleich konnten die Auslandsbestellungen insgesamt dagegen mit +1,8 % erstmals seit Februar wieder zulegen. Laut PMI-Umfrage zu den Exportbedingungen bleiben die Aussichten für die deutschen Exporteure trotz des leichten Anstiegs des Index im August auf 50,7 Punkte verhalten. Auch wenn sich die Nachfrage aus den USA und Asien beschleunigte, signalisierte der Index für die Auftragseingänge aus dem Ausland im August merkliche Einbußen, besonders im Automobilsektor. Die ifo Exporterwartungen waren im September mit einem Rückgang auf -6,3 Saldenpunkte ebenfalls weiter im Sinkflug. Insbesondere die Automobil- und die Metallbranche erwarten bis zum Jahresende deutliche Exportrückgänge.
Die deutsche Außenwirtschaft leidet nach wie vor unter dem schleppenden globalen Produktion- und Investitionszyklus. Aber auch strukturell wird das Exportwachstum gedämpft, nicht zuletzt durch eine zunehmende Konkurrenz aus China in wichtigen Industriesektoren wie dem Automobil- und Maschinenbau. Insgesamt deuten die aktuellen Zahlen für das dritte Quartal einen weiteren Rückgang des Auslandsgeschäfts an.
Produktionsanstieg kann Vormonatsverluste teilweise kompensieren
Nachdem sich die Produktion im Juli auch infolge von ferienbedingten Sondereffekten rückläufig entwickelt hatte, konnte sie im August wieder aufholen. So stieg die Produktion im Produzierenden Gewerbe im August preis-, kalender- und saisonbereinigt um 2,9 % gegenüber dem Vormonat. Gemäß revidierter Daten war der Ausstoß im Juli noch um 2,9 % gesunken. Mit einem Plus von 3,4 % konnte die Industrieproduktion die Verluste des Vormonats wieder vollständig ausgleichen. Der Anstieg der Energieproduktion fiel mit 2,3 % etwas geringer aus. Die Ausbringung im Baugewerbe erhöhte sich mit 0,3 % nur leicht.
Innerhalb der Industrie stellt sich die Entwicklung nach einzelnen Wirtschaftszweigen im Vormonatsvergleich unterschiedlich dar: Produktionsrückgänge verzeichneten der gewichtige Maschinenbau (-0,9 %), die Hersteller von Nahrungs- und Futtermitteln (-3,8 %), von chemischen Erzeugnissen (-1,8 %) sowie aus dem Bereich Datenverarbeitungsgeräte, elektrische und optische Erzeugnisse (-0,9 %). Demgegenüber vermeldeten die Hersteller von Kfz und Kfz-Teilen (+19,3 %), Metallerzeugnissen (+1,3 %), elektrischen Ausrüstungen (+3,2 %) sowie Gummi und Kunststoffwaren (+2,2 %) zum Teil deutliche Anstiege.
Trotz der zuletzt postiven Entwicklung war die Produktion im Produzierenden Gewerbe insgesamt wie auch in der Industrie im aussagekräftigeren Dreimonatsvergleich mit -1,3 % weiterhin rückläufig; im Baugewerbe belief sich der Rückgang auf 1,8 %. Der Energiebereich verzeichnete mit 0,4 % ein leichtes Plus und auch die Produktion in den energieintensiven Industrien konnte mit +0,7 % etwas zulegen.
Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe waren zuletzt wieder rückläufig, nachdem sie in den beiden Vormonaten auf niedrigem Niveau zugelegt hatten. Sie sind im August gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 5,8 % gesunken. Damit sind die Hoffnungen darauf, dass die Bestellungen die Talsohle durchschritten haben könnten, wieder gesunken. Vor allem aus dem Inland gingen weniger Bestellungen ein (-10,9 %), aber auch im Auslandsgeschäft war ein Rückgang zu verzeichnen (-2,2 %). Ohne die stark schwankenden Großaufträge war der Orderrückgang mit 3,4 % gegenüber dem Vormonat etwas weniger ausgeprägt.
In den einzelnen Wirtschaftszweigen des Verarbeitenden Gewerbes fiel dabei die Entwicklung unterschiedlich aus: Während die Bereiche Pharmazeutische Erzeugnisse (+7,3 %), Maschinenbau (+6,9 %) und Metallerzeugung (+3,3 %) merkliche Zuwächse verbuchen konnten, mussten die Bereiche Kfz/Kfz-Teile (-0,5 %), Chemie (-3,2 %), Daten-, elektrische und optische Geräte (-5,0 %), elektrische Ausrüstungen (-6,6 %), Metallerzeugnisse (-14,1 %) und vor allem der stark von Großaufträgen geprägte sonstige Fahrzeugbau (-50,9 %) Odereinbußen hinnehmen.
Am aktuellen Rand zeichnet sich noch keine Belebung der Industriekonjunktur ab. Die Stimmungsindikatoren im Verarbeitenden Gewerbe sind weiterhin eingetrübt. Insbesondere die Auftragseingänge konnten ihren leichten Aufwärtstrend der letzten Monate im August nicht vorsetzen und befinden sich nach wie vor auf einem niedrigen Niveau. Daher ist bis auf weiteres mit einer verhaltenen Entwicklung des Produzierenden Gewerbes in Deutschland zu rechnen.
Einzelhandelsumsätze insgesamt leicht im Plus
Die preisbereinigten Umsätze im Einzelhandel (ohne Kfz) sind im Juli um 1,5 % und im August um 1,6 % ggü. dem Vormonat gestiegen. Gegenüber dem Vorjahresmonat meldete der Einzelhandel im August ein reales Umsatzplus von 2,0 %. Der Handel mit Lebensmitteln weist im August sowohl im Vormonats- als auch im Jahresvergleich wachsende Umsätze auf (+1,9 % bzw. +2,4 %).
Der Umsatz im Internet- und Versandhandel erhöhte sich im August sehr deutlich um 8,9 % (+10,6 % ggü. Vj). In den Jahren 2022 und 2023 hatte die Online-Branche noch starke Umsatzrückgänge infolge des Auslaufens der Corona-Maßnahmen sowie der hohen Inflation hinnehmen müssen.
Die Neuzulassungen von Pkw insgesamt sind im September geringfügig um 0,1 % gesunken, ihr Niveau vom Vorjahresmonat unterschritten sie allerdings erneut deutlich um 7,0 %. Im aussagekräftigeren Drei-Monatsvergleich nahmen die Zulassungen im September um 4,4 % ab. Bei den PKW-Neuzulassungen von Privatpersonen ergab sich im September im Vormonatsvergleich eine Zunahme um 4,5 %. In der Drei-Monatsbetrachtung ist ein Minus von 2,3 % zu konstatieren. Die Pkw-Neuzulassungen von Unternehmen und Selbstständigen verringerten sich im September um 2,3 %. In der Drei-Monatsbetrachtung ergab sich hier ein Rückgang von 5,4 %.
Die Stimmung der privaten Haushalte in Deutschland zeigte sich beim HDE-Konsumbarometer und GfK-Konsumklima zuletzt uneinheitlich. Das HDE-Konsumbarometer ging im Oktober erneut zurück, während das GfK-Konsumklima um 0,7 Zähler auf 21,2 Punkte. stieg. Für September gab das GfK allerdings einen Rückgang von 3,3 Zählern auf -21,9 Punkte. an. Positive Effekte hatten laut Institut zuletzt verbesserte Einkommensaussichten, nachdem in den vorherigen Monaten dämpfende Faktoren in Folge der geopolitischen Krisen und einer gestiegener Arbeitsplatzunsicherheit dominierten.
Das ifo Geschäftsklima im Einzelhandel inklusive Kfz ist im September um 2,5 Zähler gesunken und liegt mit -25,6 Punkten weiterhin spürbar im negativen Bereich. Die Beurteilung der aktuellen Lage verschlechterte sich um 1,4 Zähler auf -17,2 Punkte. Die Erwartungen ließen um 3,4 Zähler nach und lagen bei -33,6 Punkten.
Nach der enttäuschenden Entwicklung in den zurückliegenden Monaten deuten die aktuellen Frühindikatoren auf eine Bodenbildung bei der Verbraucherstimmung in Deutschland. Sorgen um Jobsicherheit und geopolitische Krisen stellen allerdings nach wie vor Risikofaktoren für eine nachhaltige Erholung des Konsumklimas dar.
Inflationsrate fällt auf 1,6 Prozent
Die Inflationsrate, d.h. der Anstieg des Verbraucherpreisniveaus binnen Jahresfrist, ist im September auf +1,6 % gefallen, nachdem sie im August +1,9 % betragen hatte. Damit lag die Rate deutlich unter der EZB-Zielmarke für die gesamte Eurozone von 2 %.
Ausschlaggebend hierfür war ein temporärer preisdämpfender Effekt durch billigere Energie. Im September waren die Energiepreise mit -7,6 % gegenüber dem Vorjahr nochmals spürbar rückläufig. Die seit geraumer Zeit zu beobachtenden negativen Raten im Vorjahresvergleich dürften angesichts niedriger Energiepreise seit dem vierten Quartal 2023 bald entfallen (Basiseffekt). Bei Nahrungsmitteln hat sich der Preisauftrieb in den letzten Monaten stetig erhöht. Die Preise lagen hier um 1,6 % höher als im Vorjahresmonat.
Die Kernrate (ohne Energie und Nahrung) ging im September weiter leicht auf +2,7 % zurück. Maßgeblich dafür war der mit +3,8 % nach wie vor überdurchschnittlich hohe Preisdruck im Bereich der Dienstleistungen im Vorjahresvergleich.
Die Preise auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen tendieren zwar seit dem Frühjahr im Vormonatsvergleich wieder leicht aufwärts, wirken insgesamt aber tendenziell weiter dämpfend auf die Inflationsrate: Die Erzeugerpreise erhöhten sich im August gegenüber Juli leicht um 0,2 %. Im Vorjahresvergleich gingen sie jedoch um 0,8 % zurück. Ausschlaggebend waren nach wie vor Preisrückgänge bei Energie. Die Einfuhrpreise nahmen im August im Vormonatsvergleich um 0,4 % ab und lagen mit +0,2 % geringfügig über ihrem Vorjahresniveau. Die Verkaufspreise im Großhandel sanken im August gegenüber dem Vormonat um 0,8 % und gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,1 %.
An den Spotmärkten waren die Preise für Erdgas in den letzten Wochen weiterhin recht moderat; der TTF Base Load lag mit rd. 40 €/MWh aktuell etwa 24 % unter dem Niveau des Vorjahres. Gegenüber dem Vormonat sank er um rd. 11,5 %. Die Markterwartungen deuten darauf hin, dass sich die Erdgaspreise auch in den kommenden Quartalen unter der Marke von 40 €/MWh bewegen werden. Der Preis für Rohöl (Brent) erhöhte sich gegenüber dem Vormonat um knapp 15 % und lag zuletzt bei 74 €/bl.; gegenüber dem Vorjahr ging er um fast 12 % zurück.
Die Inflation dürfte im weiteren Jahresverlauf trotz zukünftig wegfallender, dämpfender Effekte der Energiepreise dank geringer Preissteigerungen auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen, vergleichsweise niedriger Energiebörsenpreise, der geldpolitischen Reaktionen der EZB, maßvoller Tarifabschlüsse sowie der Normalisierung der Gewinnmargen der Unternehmen moderat bleiben.
Herbstbelebung am Arbeitsmarkt bleibt hinter Erwartungen zurück
Die wirtschaftliche Schwäche schlägt sich auch im September auf dem Arbeitsmarkt nieder. Registrierte Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung nahmen im September saisonbereinigt mit +17.000 bzw. +14.000 Personen merklich zu. Während die konjunkturelle Kurzarbeit im Juli gegenüber Juni leicht abnahm, ist sie im Vergleich zum Vorjahr um 105 Tsd. Personen gestiegen. Die Anzeigen von Kurzarbeit bei der BA haben nach Ende der Ferienzeit im September wieder zugenommen. Erstmals seit einem Jahr ist die Erwerbstätigkeit im August ggü. Juli mit -21.000 Personen saisonbereinigt gesunken, lag jedoch noch um 136 Tsd. Personen höher als vor einem Jahr. Nach einem Rückgang im Vormonat hat die SV-pflichtige Beschäftigung im Juli saisonbereinigt um 25.000 Personen zugelegt.
Die Frühindikatoren deuten auf eine weiterhin gedrückte Stimmung am Arbeitsmarkt hin: Das IAB-Arbeitsmarktbarometer hat sich im September leicht eingetrübt, wobei die Beschäftigungskomponente spürbar nachgegeben hat. Die Zahl der bei der BA gemeldeten Stellen ist zwar nur leicht gesunken, das ifo Beschäftigungsbarometer weist jedoch abermals auf eine deutlich abnehmende Einstellungsbereitschaft der Unternehmen, insbesondere in der Industrie und im Handel hin. Die Aussichten auf eine Belebung am Arbeitsmarkt im weiteren Jahresverlauf haben sich damit erneut eingetrübt.
Unternehmensinsolvenzen steigen nach Rückgang wieder an
Im Juli stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen nach endgültigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes um 17,2 % gegenüber dem Vormonat bzw. 22,1 % gegenüber dem Vorjahresmonat, nachdem im Juni ein stärkerer Rückgang (-14,5 %) verzeichnet wurde. Mit 1.937 Fällen wurde der bisherige Jahreshöchstwert im Mai leicht übertroffen. Zudem lagen die Insolvenzen 15,5 % über dem Juli-Mittelwert des Vor-Corona-Niveaus der Jahre 2016 bis 2019. Als Ursachen für das weiterhin dynamische Insolvenzgeschehen werden eine Reihe von Entwicklungen gesehen, darunter die immer noch verhaltene Konjunkturentwicklung, strukturelle Herausforderungen sowie Nachholeffekte aus der Zeit der durch Sonderregelungen geprägten Corona-Jahre mit historisch niedrigen Insolvenzzahlen.
Der IWH-Insolvenztrend zeigt im September mit 1.303 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften einen leichten Anstieg von 1,6 % gegenüber dem Vormonat bzw. +28,2 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Für die kommenden Monate rechnet das IWH auf Basis von Frühindikatoren mit weiter steigenden Insolvenzzahlen.