Die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland ist im dritten Quartal etwas günstiger verlaufen als allgemein erwartet. Laut Schnellmeldung des Statistischen Bundesamtes vom 30. Oktober ist das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal leicht um 0,2 % gestiegen. Auch im Vergleich zum Vorjahresquartal lag es in Ursprungswerten um 0,2 % höher. Der von vielen Beobachtern erwartete zweimalige Rückgang des BIP als Definition für eine „technische Rezession“ ist damit ausgeblieben. Allerdings wurde das BIP im zweiten Quartal um 0,2 Prozentpunkte auf -0,3 % nach unten revidiert.
Wachstumsimpulse gingen im dritten Quartal nach Einschätzung des Statistischen Bundesamts vor allem vom staatlichen, aber auch vom privaten Konsum aus. Belastend dürfte dagegen erneut der Außenbeitrag (Exporte minus Importe) gewirkt haben. Auf der Entstehungsseite dürfte das Wachstum einmal mehr von den Dienstleistungsbereichen getragen worden sein, während die Industrieproduktion nach wie vor mit unterausgelasteten Kapazitäten und einer schwachen Auftragslage konfrontiert ist.
Bei der Stimmung in den Unternehmen und den privaten Haushalten zeigten sich im Oktober Lichtblicke: Zu Beginn des vierten Quartals ist der ifo Geschäftsklimaindex erstmals seit Mai wieder gestiegen. Insgesamt beurteilten die Unternehmen sowohl ihre aktuelle Lage als auch die Geschäftsaussichten besser als im Vormonat. Laut GfK setzt die Verbraucherstimmung in Deutschland im Oktober ihre im Vormonat begonnene vorsichtige Erholung weiter fort. Insbesondere die Erwartungen an die künftige finanzielle Lage wurden erneut etwas optimistischer eingeschätzt und sorgten bei der Anschaffungsneigung für Rückenwind, so dass diese auf den höchsten Wert seit mehr als zweieinhalb Jahren kletterte. Auch das HDE-Konsumbarometer hellte sich im November erstmals nach sechs Monaten mit Rückgängen wieder auf.
Die leicht positive konjunkturelle Entwicklung im dritten Quartal zusammen mit den verbesserten Stimmungsindikatoren am aktuellen Rand spricht für eine Bodenbildung der konjunkturellen Schwächephase zur Jahreswende 2024/25.
Allerdings sind in den vorliegenden Indikatoren die jüngsten Entwicklungen zum Ausgang der US-Präsidentschaftswahl noch nicht berücksichtigt. Vor diesem Hintergrund ist nicht auszuschließen, dass es in den kommenden Monaten zu einer erneut steigenden Unsicherheit bei privaten Haushalten und in Unternehmen mit einer entsprechenden Konsum- und Investitionszurückhaltung kommt, die die erwartete konjunkturelle Erholung weiter verzögern könnte
Weltwirtschaft weiter stabil, Abwärtsrisiken nehmen zu
Die weltweite Nachfrage nach Industrieerzeugnissen bleibt nach wie vor verhalten. Im August ist die globale Produktion saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 0,3 % gestiegen und liegt damit um 1,8 % über dem Wert des Vorjahresmonats. Von den Frühindikatoren kommen vorsichtig positive Signale für die Entwicklung am aktuellen Rand. Der SENTIX-Konjunkturindex für die Weltwirtschaft ist im November um 0,9 Punkte auf 5,6 Punkte weiter gestiegen. Auch der Stimmungsindikator von S&P Global konnte im Oktober von 51,9 auf 52,3 Punkte zulegen und signalisiert damit eine leicht anziehende Gangart der Weltkonjunktur. Die Stimmung unter den Dienstleistern hellte sich nach der Eintrübung im Vormonat wieder auf, und auch in der Industrie ist der Index nach vier Rückgängen in Folge im Oktober erstmals wieder mit +0,7 Punkten auf 49,4 Punkte gestiegen. Hierzu hat u.a. eine Stimmungsaufhellung im Verarbeitenden Gewerbe in China beigetragen. Insgesamt bleibt der Index aber noch leicht unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten und deutet damit auf eine anhaltend schwache Produktionsentwicklung hin. Besonders die Herstellung von Investitionsgütern wird vielerorts weiterhin durch hohe Kreditkosten gedämpft. Die Auswirkungen der geldpolitischen Lockerungen dürften erst im späteren Verlauf des Jahres 2025 voll zum Tragen kommen und die Aktivität in diesen Sektoren wieder anregen. Insgesamt gehen internationale Beobachter sowohl für das laufende Jahr als auch in der mittleren Frist weiterhin von einem unterdurchschnittlichen, aber robusten weltweiten Wachstum aus.
Der weltweite Güterhandel hat seinen allmählichen Erholungskurs im August mit einem saisonbereinigten Anstieg gegenüber dem Vormonat um 1,4 % wieder fortgesetzt. Der RWI/ISL-Containerumschlag-Index ist nach dem vorangegangenen kräftigen Anstieg im September saisonbereinigt zwar etwas gefallen (von 134,3 auf 134,0 Punkte). Sowohl der Containerumschlag in den chinesischen Häfen als auch im nördlichen Euroraum ging leicht zurück. Im Trend ist der globale Containerumschlag aber weiterhin aufwärtsgerichtet. Insgesamt gehen internationale Organisationen weiterhin davon aus, dass sich die Dynamik von Welthandel und Welt-BIP nach der Handelsschwäche im vergangenen Jahr mit Wachstumsraten von gut 3 % wieder angleicht.
Die Risiken für die globale Wirtschaftsentwicklung und den Welthandel haben angesichts des Ausgangs der US-Präsidentschaftswahl und den daraus möglicherweise folgenden geopolitischen Implikationen zugenommen. Zwar könnten einerseits die angekündigten Steuersenkungen und Deregulierungen stützend wirken. Andererseits erhöht die Ungewissheit über die Umsetzung weiterer, im Wahlkampf angekündigter Maßnahmen aber die geo- und wirtschaftspolitische Unsicherheit und kann damit die weltwirtschaftliche Dynamik dämpfen. Sollte die kommende US-Regierung Einfuhrzölle wie angekündigt auf breiter Front erhöhen, könnte dies die Weltwirtschaft und den Welthandel empfindlich stören und Gegenreaktionen provozieren.
Warenexporte wieder im Rückwärtsgang
Die deutsche Exportwirtschaft tritt weiter auf der Stelle. Im September haben die nominalen Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen nach dem vorangegangenen Anstieg saison- und kalenderbereinigt ggü. dem Vormonat mit einem Rückgang um 0,1 % in etwa stagniert. Während die Lieferungen sowohl in die EU (-1,8 %) als auch in Drittländer (-1,6 %) zurückgingen, nahmen die Exporte in die USA mit +4,8 % merklich zu. Im aussagekräftigeren Quartalsvergleich lagen die Exporte insgesamt saisonbereinigt im dritten Quartal mit -1,6 % ggü. dem Vorquartal weiter im Minus. Die Einfuhren von Waren und Dienstleistungen expandierten dagegen ggü. dem Vormonat saison- und kalenderbereinigt um 1,0 %, im Quartalsvergleich nahmen sie lediglich um 0,1 % zu. Durch die wesentlich schwächere Entwicklung der Aus- im Vergleich zu den Einfuhren schmolz der monatliche Handelsbilanzüberschuss im September saisonbereinigt wieder von 14,0 Mrd. EUR auf 12,4 Mrd. EUR ab.
Die Einfuhrpreise haben im September vor allem dank rückläufiger Preise für importierte Energie und Rohstoffe saisonbereinigt um 0,5 % ggü. dem Vormonat nachgegeben, während die Ausfuhrpreise stagnierten. Die Terms of Trade verbesserten sich damit um 0,6 % ggü. dem Vormonat erneut leicht. In realer Betrachtung dürften die Importe damit noch etwas stärker zugenommen haben als nominal.
Für die kommenden Monate zeichnen Frühindikatoren für die Exporttätigkeit aktuell ein gemischtes Bild: Die Auftragseingänge aus dem Ausland haben im September nach dem Rücksetzer im August saisonbereinigt mit +4,4 % ggü. dem Vormonat merklich zugelegt. Besonders die Investitionsgüterproduzenten verzeichneten mit +5,6 % deutliche Bestellzuwächse aus dem Ausland. Im Quartalsvergleich lagen die Auslandsorder insgesamt sogar um 5,3 % im Plus. Laut ifo Exporterwartungen setzt sich die Durststrecke der deutschen Exporteure aber fort. Im Oktober ging der Indikator weiter zurück und liegt mit -6,7 Saldenpunkten auf dem niedrigsten Stand seit Januar. Insbesondere die Automobil- und die Metallbranche erwarten weiterhin deutliche Exporteinbußen, während sich die Erwartungen der Hersteller von elektrischen Ausrüstungen aufgehellt haben.
Die deutsche Exportwirtschaft wird aktuell nach wie vor von der schwachen weltweiten Industriekonjunktur gebremst, auch wenn vorsichtige Lichtblicke seitens der Auslandsorder zu verzeichnen sind. Für das Schlussquartal zeichnet sich aktuell noch keine nachhaltige Trendwende für das Auslandsgeschäft ab. Und auch mittelfristig sind die Aussichten für die Exportkonjunktur gedämpft – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Ergebnisse der US-Wahlen und der Ankündigung höherer US-Importzölle.
Produktion zuletzt wieder schwach
Die Produktion schließt das dritte Quartal mit einem schwachen Ausklang ab. Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ging im September preis-, kalender- und saisonbereinigt um 2,5 % gegenüber dem Vormonat zurück. Im August hatte der Ausstoß gemäß revidierter Daten noch um 2,6 % zugenommen. Der Produktionsrückgang macht sich in weiten Bereichen bemerkbar. So war die Ausbringung sowohl in der Industrie mit -2,7 % als auch im Baugewerbe mit -1,4 % und im Energiesektor mit -2,1 % rückläufig.
Die Entwicklung nach einzelnen Wirtschaftszweigen innerhalb der Industrie verlief im Vormonatsvergleich größtenteils negativ: Deutliche Produktionsrückgänge verzeichneten insbesondere gewichtige Bereiche wie Hersteller von Kfz und Kfz-Teilen (-7,8 %), chemischer Erzeugnisse (-4,5 %) und von DV-Geräten sowie elektrischen und optischen Erzeugnissen (-1,5 %). Dagegen konnten die Bereiche Maschinenbau (+1,7 %), Metallerzeugnisse (+0,5 %) und Nahrungs- und Futtermittel (+1,5 %) ihren Ausstoß steigern.
Die Produktion im Produzierenden Gewerbe folgt damit im September weiter ihrem abwärts gerichteten Trend. Auch im aussagekräftigeren Quartalsvergleich ist die Entwicklung mit -1,9 % im Vergleich zum zweiten Quartal rückläufig, wobei die Drosselung im Baugewerbe mit -1,4 % etwas weniger deutlich und im Energiesektor mit -2,3 % leicht stärker ausfiel.
Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe sind im September gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 4,2 % gestiegen, nachdem sie im August um 5,4 % gesunken waren. Dabei gingen im September aus dem Inland 3,6 % und aus dem Ausland 4,4 % mehr Bestellungen ein. Auch ohne die stark schwankenden Großaufträge legten die Ordereingänge mit +2,2 % gegenüber dem Vormonat spürbar zu.
Die Entwicklung der Auftragseingänge wird nach wie vor von starken Schwankungen bei den Großaufträgen bestimmt. So wird im sonstigen Fahrzeugbau, der typischerweise von großvolumigen Orders geprägt ist, im September ein kräftiger Anstieg um 117,1 % gegenüber dem Vormonat ausgewiesen. Auch in anderen Wirtschaftszweigen des Verarbeitenden Gewerbes wie bei Daten-, elektrischen und optischen Geräten (+7,6 %), Kfz/Kfz-Teilen (+2,9 %) sowie Pharmazeutischen Erzeugnissen (+0,7 %) konnten Zuwächse erzielt werden. Rückgänge meldeten hingegen die Bereiche Metallerzeugung (‑10,0 %), elektrische Ausrüstungen (-6,9 %), Maschinenbau (-3,6 %), Metallerzeugnisse (‑1,4 %) sowie Chemische Erzeugnisse (-1,3 %).
Im weniger volatilen und damit aussagekräftigeren Quartalsvergleich nahmen die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe im dritten Quartal insgesamt um 4,2 % zu, besonders kräftig im Investitionsgütergewerbe mit +7,4 %.
Die Industriekonjunktur stellt sich angesichts der anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten und der verhaltenen Auftragslage bis zuletzt noch schwach dar. Die zuletzt positive Entwicklung der Auftragseingänge insbesondere aus dem Ausland sowie die jüngste Verbesserung der Stimmungsindikatoren von ifo und S&P Global sprechen für eine Bodenbildung bei der Industriekonjunktur zum Jahreswechsel 2024/25.
Leichte Aufhellung im Einzelhandel
Die preisbereinigten Umsätze im Einzelhandel (ohne Kfz) sind im September um 1,2 % ggü. dem Vormonat gestiegen. Der Handel mit Lebensmitteln weist im September leicht sinkende Umsätze auf (-0,8 %). Gegenüber dem Vorjahresmonat meldete der Einzelhandel im September ein reales Umsatzplus von 3,9 %. Der Umsatz im Internet- und Versandhandel erhöhte sich im August erneut deutlich um 3,1 % (+18,8 % ggü. Vorjahr). Der Umsatz im Gastgewerbe ging im August im Vormonatsvergleich dagegen kalender- und saison- und preisbereinigt um 1,3 % zurück (-2,4 % ggü. Vorjahr); nominal lag er um 0,9 % niedriger (+1,0 % ggü. Vorjahr). Negativ könnten sich Preissteigerungen und Kaufzurückhaltung ausgewirkt haben, denn die Gästeübernachtungen waren im August auf einen neuen Rekordwert gestiegen.
Neuzulassungen von Pkw sind im Oktober insgesamt deutlich um 11,7 % gestiegen. Gegenüber dem Vorjahresmonat fiel der Anstieg mit +6,0 % ebenfalls recht hoch aus. Im aussagekräftigeren Drei-Monatsvergleich nahmen die Zulassungen gegenüber der Vorperiode um 2,5 % zu. Bei den PKW-Neuzulassungen durch Privatpersonen ergab sich im Oktober im Vormonatsvergleich eine Zunahme um 11,5 %. In der Drei-Monats-Betrachtung legten die Zahlen um 2,5 % zu. Pkw-Neuzulassungen von Unternehmen und Selbstständigen erhöhten sich im Oktober um 11,8 %.
Die Stimmung der privaten Haushalte in Deutschland hellte sich beim HDE-Konsumbarometer und GfK-Konsumklima zuletzt auf. Laut Prognose der GfK wird das Konsumklima im November um 2,7 Zähler auf -18,3 Pt. zulegen. Das ist der zweite Anstieg in Folge und der höchste Stand seit April 2022. Für Oktober gibt das Marktforschungsinstitut eine Zunahme von 0,9 Zählern auf -21,0 Pt. an. Positive Effekte hatten demnach zuletzt erneut verbesserte Einkommensaussichten und eine verbesserte Anschaffungsneigung.
Das ifo Geschäftsklima im Einzelhandel (inkl. Kfz) ist im Oktober leicht um 0,4 Zähler auf ‑25,2 Punkte gestiegen. Die Beurteilung der aktuellen Lage verbesserte sich um einen Zähler auf -16,3 Punkte. Die Erwartungen blieben nahezu unverändert bei -33,7 Punkten. Unternehmen des Einzelhandels planen laut ifo-Umfrage zunehmend Preiserhöhungen. So kletterten die Preiserwartungen von 19,1 Punkten im September auf 21,4 Punkte.
Nach der enttäuschenden Entwicklung in den zurückliegenden Monaten deuten aktuelle Frühindikatoren auf eine Stabilisierung bei der Verbraucherstimmung in Deutschland hin. Sorgen um Jobsicherheit und geopolitische Entwicklungen bleiben allerdings Risikofaktoren für eine nachhaltige Erholung des Konsumklimas.
Inflationsrate steigt wieder auf 2,0 Prozent
Die Inflationsrate, also der Anstieg des Verbraucherpreisniveaus binnen Jahresfrist, ist im Oktober auf +2,0 % gestiegen, nachdem sie im September +1,6 % betragen hatte. Mit ausschlaggebend für den jüngsten Anstieg war, dass sich der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln weiter verstärkt hat. Die Preise lagen hier im Oktober um 2,3 % höher als im Vorjahresmonat und nahmen damit überdurchschnittlich zu. Zugleich hat sich der preisdämpfende Effekt durch billigere Energie abgeschwächt. Im Oktober waren die Energiepreise mit -5,5 % gegenüber dem Vorjahr zwar weiterhin deutlich rückläufig, aber nicht mehr so stark wie noch im September mit -7,6 %. Die seit geraumer Zeit zu beobachtenden negativen Raten im Vorjahresvergleich dürften angesichts niedriger Energiepreise seit dem vierten Quartal 2023 bald entfallen (Basiseffekt). Die Kernrate der Inflation (ohne Energie und Nahrung) erhöhte sich im Oktober wieder auf +2,9 %. Maßgeblich verantwortlich dafür war der mit +4,0 % nach wie vor überdurchschnittlich hohe Preisdruck im Bereich der Dienstleistungen im Vorjahresvergleich.
Die Preise auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen wirken insgesamt weiter dämpfend auf die Inflationsrate: Die Erzeugerpreise gingen im September gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,4 % und gegenüber dem Vormonat um 0,5 % zurück. Ausschlaggebend waren nach wie vor die Preise für Energie. Die Einfuhrpreise nahmen im August im Vormonatsvergleich um 0,4 % ab und lagen damit mit +0,2 % geringfügig über ihrem Vorjahresniveau. Die Verkaufspreise im Großhandel sanken im September gegenüber dem Vormonat um 0,3 % und gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,6 %.
An den Spotmärkten waren die Preise für Erdgas in den letzten Wochen weiterhin recht moderat, auch wenn der TTF Base Load mit rd. 42 €/MWh aktuell um 5 % über dem Niveau des Vormonats liegt. Im Vergleich zum Vorjahresmonats ist er aber um 9 % zurückgegangen. Die Markterwartungen deuten darauf hin, dass sich die Erdgaspreise auch in den kommenden Quartalen unter 40 €/MWh bewegen dürften. Der Preis für Rohöl der Sorte Brent lag zuletzt mit rd. 69 €/Barrel etwa 5 % unter dem Niveau des Vormonats; gegenüber dem Vorjahr ging er um etwa 10 % zurück.
Die Inflation dürfte im weiteren Jahresverlauf trotz der zukünftig wegfallenden dämpfenden Effekte rückläufiger Energiepreise moderat bleiben. Maßgeblich hierfür sind die geringen Preissteigerungen auf den vorgelagerten Absatzstufen aufgrund vergleichsweise niedriger Energiebörsenpreise, die vorangegangenen geldpolitischen Straffungen der EZB, angemessene Tarifabschlüsse sowie eine Normalisierung der Gewinnmargen der Unternehmen.
Konjunkturelle Spuren am Arbeitsmarkt werden deutlicher
Die wirtschaftliche Schwächephase zeigt sich auf dem Arbeitsmarkt deutlicher als bisher. So kommt es weiterhin kaum zur üblichen Herbstbelebung. Die Erwerbstätigkeit ist nach revidierten Angaben des Statistischen Bundesamtes im September zum vierten Mal infolge saisonbereinigt (sb) zurückgegangen (-19.000 Personen). Im Vorjahresvergleich legte sie jedoch noch leicht zu (+0,1 %). Gleichzeitig nahm die registrierte Arbeitslosigkeit im Oktober saisonbereinigt um 27.000 Personen zu und auch die Unterbeschäftigung stieg mit 13.000 Personen abermals merklich. Während die Inanspruchnahme konjunktureller Kurzarbeit im August gegenüber Juli leicht sank, haben sich die Anzeigen von Kurzarbeit bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) nach Ende der Ferienzeit im Oktober wieder erhöht. Nach einem deutlichen Anstieg im Vormonat, ging die SV-pflichtige Beschäftigung im August um saisonbereinigt 9.000 Personen zurück.
Die Frühindikatoren deuten auf eine weiterhin eingetrübte Entwicklung am Arbeitsmarkt hin: Zwar weisen die bei der BA gemeldeten Stellen auf eine Bodenbildung bei der Arbeitskräftenachfrage hin; allerdings ist das IAB-Arbeitsmarktbarometer aufgrund einer spürbaren Verschlechterung der Arbeitslosigkeitskomponente im Oktober erneut leicht gesunken. Auch das ifo Beschäftigungsbarometer zeigt abermals eine abnehmende Einstellungsbereitschaft der Unternehmen an. Eine spürbare Belebung am Arbeitsmarkt im weiteren Jahresverlauf ist somit nicht absehbar.
Frühindikator Unternehmensinsolvenzen steigt deutlich
Der IWH-Insolvenztrend zeigt im Oktober mit 1.530 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften einen Anstieg von 17,4 % gegenüber dem Vormonat (+47,5 % gegenüber Vorjahresmonat). Für die kommenden Monate November und Dezember hält das IWH leichte Rückgänge bei den Insolvenzzahlen für möglich. Die derzeitige Entwicklung geht laut IWH auf das Zusammentreffen mehrerer Faktoren zurück: konjunkturelle Schwäche, spürbare Kostensteigerungen, Nachholeffekte der Pandemie sowie strukturelle Herausforderungen.